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■ Sport und EthikSchlechtreden verdirbt Produkt

„Der Beruf des Sportjournalisten muss sich vom Druck der Aktualität befreien“, erkannte Alfred Weinzierl als Fazit einer Diskussionsrunde von Experten zum Thema „Sport und Ethik – Medien in der Verantwortung?“ am Donnerstagabend im Hamburger Warburg-Haus. Vor rund 100 Zuhörern konstatierte der Sportchef des Magazins Der Spiegel bei der Veranstaltung des Instituts für Sportjournalistik einen „Hype der oberflächlichen Ereignisse“, der jedoch dem „Zeitgeist der Boulevardisierung“ entspräche.

Tatsächlich nähert sich der Sportjournalismus im Zeichen der Affären um Chris-toph Daum immer stärker dem „hysterischen Auf und Ab der Börse“, erklärte Hans Leyendecker, politischer Redakteur der Süddeutschen Zeitung, „immer mehr Sender und immer mehr Blätter produzieren immer weniger Ausschnitte aus der Wirklichkeit. Ereignisse und Personen werden zunehmend inszeniert.“

Vor allem am Fernsehen wurde deutliche Kritik geübt. „Es werden schöne Bilder produziert und diese von den Kommentatoren schöngeredet“, so Gunter Gebauer, Professor für Sportphilosophie an der Freien Universität Berlin. „Schlechtreden verdirbt das Produkt.“ Immer stärker gleiche die Sportberichterstattung den Strukturen der Werbung, eine moralische Bewertung finde kaum noch statt.

Aber auch die Printmedien offenbaren zunehmend Schwierigkeiten, die Mischung aus Nähe und Distanz zu den Objekten ihrer Berichterstattung zu wahren. Der Sportchef des Abendblatts, Jan Haarmeyer, meinte deshalb: „Wir sollten uns stärker gegen den Trend stellen und Bedürfnisse we-cken.“

Die Reflexion der aktuellen Sport-Skandale hat bereits zu „Zweifeln am eigenen Beruf“ geführt, so Weinzierl. Aber es gäbe durchaus auch Anlass zu Optimismus: „Einige Medien versuchen, analytisch Strukturen zu beobachten und Tendenzen aufzuzeigen.“ Thomas Horky

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