Schlechtes Schulessen: Schulessen bekommt schlechte Noten
Die Versorgungslage ist gut, die Versorgung weniger - so das Fazit einer Umfrage zum Schulessen. Qualitätsstandards würden nicht genug beachtet, so Fachleute. Sie fordern mehr Mitbestimmung für Schulen.
"Optimierungsbedarf" war ein Wort, das ziemlich häufig fiel bei der Pressekonferenz, auf der am Dienstag die Krankenkasse AOK und die Senatsschulverwaltung die Ergebnisse einer Umfrage vorstellten. Thema der Erhebung: das Schulessen.
Dass da Optimierungsbedarf besteht, dürfte viele Kinder und Eltern zunächst wenig überraschen: Lauwarme Kartoffeln, zur Undefinierbarkeit zerkochtes Gemüse und immer wieder Milchreis sorgen wohl an fast jedem familiären Abendbrottisch für Debatten über die Zumutbarkeit des Schulessens. Kein Wunder: An 71 Prozent der Schulen, die Essen anbieten, wird dies per sogenannter Warmanlieferung bereitgestellt. In vielen Fällen, so eines der Ergebnisse der Untersuchung, die die Vernetzungsstelle Schulverpflegung durchgeführt hat, wird dabei die empfohlene Warmhaltezeit von maximal drei Stunden deutlich überschritten.
431 der insgesamt 816 allgemeinbildenden Berliner Schulen haben den Fragebogen der Vernetzungsstelle ausgefüllt. Das erfreuliche Ergebnis: An 98 Prozent der Grundschulen und immerhin 56 Prozent der Oberschulen kann mittlerweile mittags warm gegessen werden. Die Akzeptanz bei den SchülerInnen ist allerdings nicht ganz so groß: An Grundschulen nehmen etwa 55 Prozent, an den Oberschulen zwischen 41 Prozent an Gesamtschulen und 11 Prozent an Haupt- und Realschulen das Angebot an. Häufigste Gründe für die Ablehnung sind nach Einschätzung der Schulleitungen sowohl die Kosten wie die Qualität des Essens. Während an Ganztagsgrundschulen der Preis für das tägliche Essen dank finanzieller Förderung der Schulverwaltung für die Eltern 23 Euro pro Monat beträgt, sind an Oberschulen oder Grundschulen mit offenem Ganztagsbetrieb zwischen 1,60 und 4,20 Euro pro Mahlzeit zu bezahlen.
Wenig Erfreuliches fördert die Umfrage über die Zusammensetzung und Ausgewogenheit des Schulessens zutage: Monatsspeisepläne von 215 Schulen hat die Vernetzungsstelle Schulverpflegung daraufhin untersucht, ob sie die Qualitätsstandards für Schulverpflegung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erfüllen. Keine tat das ganz: Vor allem fehlt es an Rohkost, Obst, Vollkornprodukten, aber auch an frischem Fisch. Ungesundes liefern die Kioske dazu, die an vielen Schulen Snacks für zwischendurch anbieten: Statt gesunder Kleinigkeiten verkaufen sie Süßes und Limo.
Noch vor Jahresende wolle man die Schulcaterer zu einem Gespräch über Verbesserungsmöglichkeiten bitten, so Michael Jäger von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung, die Schulen beim Aufbau eines gesundheitsbewussten Essenangebots unterstützt. Jäger kritisierte zudem die Auswahl der Verpflegungsunternehmen. Oft würden Cateringverträge vom Schulträger, also dem jeweiligen Bezirksamt, abgeschlossen: "Wir würden uns wünschen, dass Schulen stärker mitbestimmen können."
Vom Vertreter der Bildungsverwaltung, Erhard Laube, bekam Jäger Zuspruch: "Die Auswahl gehört in die Verantwortung der Schulkonferenz", sagte der. Und auch für das Problem der Essenkosten ließ Laube auf eine Lösung hoffen: "Kein Schüler soll aus Geldmangel vom Essen ausgeschlossen sein", so Laube.
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