Schlechter Stil

Die Frankfurter Rundschau berichtete am Mittwoch über die eingeschränkte Aussagegenehmigung, die das Bundeskriminalamt jetzt ihrem schillerndsten Agenten Werner Mauss vor dem „Celler Loch“–Untersuchungsausschuß in Hannover genehmigte. Durch die in der FR zumindest ungeschickt formulierte Meldung entstand der Suggestiv–Eindruck, als handele es sich bei allen neun Personen, über die Mauss jetzt mit Erlaubnis des BKA in vertraulicher Sitzung berichten darf, um V–Leute des Verfassungsschutzes. Wörtlich: „Neben bekannten V–Leuten wie Susak, Berger und Loudil nennt BKA–Präsident Heinrich Boge in dieser Liste auch Daniel Cohn–Bendit und die kürzlich verstorbene Europa–Abgeordnete Brigitte Heinrich“. Die Folge dieser dubiosen Aneinanderreihung von V–Leuten und ihren Zielpersonen: bei Dany Cohn–Bendit stand das Telephon nicht mehr still. Seine erste Reaktion auf die für ihn völlig unverständliche Meldung: „Ich bilde zusammen mit Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Brigitte Heinrich und Jan Carl Raspe seit 1940 (also schon seit der Zeit vor meiner Geburt) eine operative Zelle des BKA“. Wie kamen also Cohn–Bendit und Heinrich auf die Liste? Im längst veröffentlichten 2. Bericht der niedersächsischen Landesregierung über die Celler– Loch Affäre tauchen alle jetzt vom BKA–Chef Boge benannten Personen bereits auf. Die drei V– Leute und ihre Ziele: Personen des linken öffentlichen Lebens. Mit anderen Worten: Observierer und Observierte. So versuchte der V–Mann Susak vor Jahren erfolglos, sich bei der gerade aus dem Gefängnis entlassenen Brigitte Heinrich einzuschmeicheln. Dabei lief er auch einmal den linken Frankfurter Karl–Marx–Buchladen an, in dem damals Cohn–Bendit arbeitete. So findet der sich genauso wie Brigitte Heinrich und noch andere in dem Bericht der Landesregierung wieder. Daß das BKA jetzt Mauss Aussagegenehmigungen für längst Bekanntes und Verhandeltes, zum Teil sogar Nebensächliches in dieser Affäre gibt, ist die eine Sache. Wenn ein Rufmord daraus wird und Cohn– Bendit und Heinrich in den Ruch von V–Leuten geraten, ist - gelinde gesagt - die journalistische Sorgfaltspflicht im Eimer. mtm