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Schlagzeilen treffend umformuliert

■ betr.: „Kampf um die Ressource Frau“ von Ute Scheub, taz vom 2. 5. 97

Herzlichen Glückwunsch zu diesem Artikel! Der feministische Blick auf die Realität hat ja inzwischen Seltenheitswert. Wer traut sich schon, von den vergleichsweise geringen Gewaltverbrechen von Frauen zu sprechen oder über „Machokrieger“ in der multikulturellen Gesellschaft zu schreiben? Das kenne ich sonst eher von Emma, der deswegen regelmäßig ein verkürzter, männerfeindlicher Blick vorgeworfen wird. Ute Scheub benennt die Handelnden und formuliert Schlagzeilen treffend um. Das wünsche ich mir öfter – in der taz und anderswo! Carolina Brauckmann,

die media, Köln

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Spiegel-Artikel „Zeitbomben in den Vorstädten“ ist dringend notwendig und in der taz überaus wünschenswert. Leider gelingt Ute Scheub weder eine solche Kritik noch eine Richtigstellung der verzerrten Argumentation der Spiegel-Autoren. Statt dessen reduziert sie die Konflikte auf das Merkmal Geschlecht beziehungsweise Sexismus, obwohl sie kurz zuvor festgestellt hat, daß eine Analyse, die „...der Komplexität von Multikulti gerecht werden will neben den ethnischen auch die sozialen und die Geschlechterunterschiede“ einbeziehen muß. Da sie sich selbst auf die Geschlechterkategorie beschränkt, wird ihre eigene Analyse der Problematik ebensowenig gerecht. Vielmehr wird sie genauso verfälschend und eindimensional wie die des Spiegel. Indem nämlich Frauen (unabhängig von ihrer Ethnie) zunächst einmal die Besseren sind, denn sie sind – so Scheub – weniger gewalttätig und deshalb weniger am Scheitern der multikulturellen Gesellschaft beteiligt, sind die Männer alleinige Verursacher des Problems. Dies verkennt die Rolle weißer deutscher Frauen in einer Gesellschaft, die neben sexistischer von rassistischer und ökonomischer Diskriminierung geprägt ist.

Anstatt die These des Spiegel, jugendliche Migranten seien potentielle Kriminelle beziehungsweise Gewalttäter, zu demontieren und damit einem gängigen Vorurteil etwas entgegenzusetzen, nimmt Scheub dies als gegebene Wahrheit hin. Ebenso unkritisch begegnet sie der mit Vorsicht zu genießenden These Heitmeyers, türkische Jugendliche neigten mangels Integration zunehmend zum Fundamentalismus. Davon abgesehen, daß Heitmeyers Folgerungen bei genauerer Betrachtung unhaltbar sind, ist es wenig hilfreich, seine Thesen nun geschlechtsspezifisch zu analysieren, wie Ute Scheub es tut.

Wir erfahren nur, daß junge Türkinnen von der Theorie der „Desintegration“ ausgenommen werden müssen, da sie „hochmotiviert“ und „lernbegierig“ sind und „qualifizierte Ausbildungen“ anstreben. Deshalb kommen sie in der deutschen Gesellschaft „viel besser“ zurecht, allerdings nur, wenn „die Männer in ihren Familien sie denn lassen“. Das „wußten“ wir als gute weiße deutsche Feministin bereits. [...] Daß sich türkische Frauen selbstbewußt gegenüber Männern verhalten und – wenn sie nicht in die deutsche Gesellschaft integriert sind, nicht nur türkische oder deutsche Männer dafür verantwortlich sind, scheint unvorstellbar.

[...] Die „zentralen Konflikte der multikulturellen Gesellschaft“ sind keine sexistischen, sondern ein Konglomerat verschiedener Unterdrückungsmechanismen, zu denen unter anderem das Geschlecht gehört. [...] Frauke Meyer, Hamburg

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