Ein Tag in Hamburg: Schlaglichter der Großstadt
Wer gedacht haben sollte, schlimmer ginge es nicht mehr, muss sich eines Schlechteren belehren lassen. Jagdszenen auf St. Pauli, Kahlschlag des Bezirks Mitte in der Jugendsozialarbeit und Mütter, denen das Arbeitsamt die Stütze entzieht, weil das neue Kita-Gesetz ihre Kinder zurück ins Heim zwingt: Drei Hiobsbotschaften an einem Tag in der Stadt von Schwarz-Schill.
kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Schlaglichter der Großstadt, als hätte es noch eines Beweises bedurft, dass dieser Senat weder wahrhaben will noch begreifen kann, dass er die Regierung aller zu sein hat. Stattdessen treibt er mit Verve den Keil des Unfriedens von rechts mitten in die Gesellschaft, zu scheiden Gut von Böse, Stark von Schwach, Erwünschtes von Unliebsamem.
Mit Macht bringt der Senat der sozialen Spaltung den Unfrieden über die Stadt, in einem Ausmaß und in einer Geschwindigkeit, welche die ärgsten Pessimisten kaum befürchtet hatten. Allen voran natürlich Scharfrichter Barnabas, der die Stunde für gekommen hält, mit Feuer und Schwert den Ungläubigen den Garaus zu machen. Und da er erntet, was er säte, erklärt er wie alle pseudoreligiösen Eiferer die Opfer zu Tätern.
Kurzfristig wird die Koalition der Unbelehrbaren einen gesellschaftlichen Widerstand hervorrufen, dem sie nicht gewachsen sein wird. Die langfristigen Konsequenzen ihrer Unheilslehre aber wird Hamburg noch zu spüren haben, wenn Schwarz-Schill faktisch sein wird, was es ideologisch ist: von vorgestern.
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