Schlagerstar Al Martino gestorben: Von "Der Pate" bis Heino
Bekannt ist er für "Spanish Eyes", "Volare" und den abgeschlagenen Pferdekopf aus dem Film "Der Pate". Jetzt ist der Schlagersänger Al Martino gestorben.
Am Ende bleibt das Bild vom Pferdekopf. Abgeschlagen und bluttriefend liegt er im Bett des großen Hollywood-Regisseurs Woltz, der wiederum eine Figur ist im grandiosen Mafia-Epos "Der Pate".
Der Schlagersänger Al Martino spielte in dem 1972 erschienenen ersten Teil der Trilogie den abgehalfterten Schnulzenstar Johnny Fontane. Er taucht auf der Hochzeitsfeier von Connie, der Tochter des Paten auf, bringt die anwesende Damenschaft mit einem Lied an die Grenze der Ohnmacht und bittet den "Godfather" schließlich um seine Hilfe. Denn er will Filmstar werden. Regisseur Woltz aber verabscheut den italienischen Barden. Abhilfe schafft der Kopf seines Lieblingspferdes in seinem Bett: Ein Angebot, das der Regisseur nicht abschlagen kann. Und so bekommt Johnny die ersehnte Filmrolle.
Al Martino hatte solch drastische Maßnahmen nicht nötig – er schaffte es 1952 ganz allein an die Spitze der britischen Single-Charts, mit dem Song "Here in my Heart" und einer Stimme weich wie Butter in der Sonne. Martino wurde als Alfred Cini am 7. Oktober 1927 in Piladelphia geboren. Seine Eltern waren italienische Einwanderer und hatten einen Maurer-Betrieb. Martino arbeitete als Boxer und Barkeeper und kämpfte im 2. Weltkrieg bei der US-Marine. 1948 ging er nach New York, nahm den Namen seines Großvaters an und machte das Singen zu seiner Profession.
Mit mitunter beachtlichen Koteletten und stets piekfein in Anzug und Hemdkragen intonierte er Liebeslieder vom Feinsten und mit Crescendo. "Spanish Eyes" (1965) zum Beispiel. Auch "Volare" (1976), ein zu-später-Stunde-auf-dem-Campingplatz-Hit ist von ihm. Was heißt "von ihm" – komponiert hat Martino seine Songs nicht selbst. Er war mitnichten als Singer-Songwriter, sondern als Performer, Sänger, Interpret bekannt. "Spanish Eyes" zum Beispiel hatte der Arrangeur Bert Kaempfert ursprünglich für Freddy Quinn geschrieben.
Am Dienstag ist Al Martino gestorben. Er wurde 82 Jahre alt und stand noch im letzten Jahr auf der Bühne. 40 Wochen im Jahr war er auf Tournee und macht damit, zumindest was den zeitlichen Aufwand angeht, Bob Dylans Never Ending Tour Konkurrenz. Über drei Dekaden hatte er etliche Top-20-Hits, und seine Songs sind weit bekannter als der Mann selbst. Ein Star soll Martino weltweit gewesen sein, seine Konzerte meist ausverkauft – doch haftet ihm und seinen Songs stetes etwas Piefiges an. Es sind sind eben Schlager, Liebeslieder, nicht "cool".
Nach seinen Erfolgen in den 60ern und 70ern, und mehr als 30 produzierten Alben zwischen 1959 und 1994, nahm Martinos Karriere eher zweifelhafte Züge an. Sein Album "The Voice to your Heart" wurde 1993 von Dieter Bohlen produziert und 2007 war eine große Benefiz-Tournee gemeinsam mit dem Sonnenbrillenträger Heino vorgesehen. Die Termine mussten allerdings wegen Erkrankung Heinos abgesagt werden.
Doch trotz dieser Kooperationen, hat Martino seine "Street Credibility" offenbar nicht verloren. Seine Tochter Alison sagte dem Los Angeles Magazin: "Die Rapper lieben ihn in 'Der Pate', sie identifizieren sich mit ihm." Vielleicht liegt das aber auch darin, dass US-Rapper weder Bohlen, noch Heino kennen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!