: Schlagabtausch behindert Nicaragua–Verhandlungen
■ Noch kein Ergebnis bei technischen Verhandlungen in Nicaragua Contras beleidigt über Unterbringung in Hotels „niederer Kategorie“
Managua (afp) - Im südnicaraguanischen Grenzort Sapoa haben die Militärexperten der Contras und der sandinistischen Regierung ihre Beratungen über die Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens ergebnislos auf Mittwoch vertagt. Das erste Treffen am Dienstag begann mit Verspätung, da die fünf Contra– Kommandanten nach eigenen Worten unterwegs aufgehalten wurden. Zugleich setzten Regierung und Rebellen ihren rhetorischen Schlagabtausch über die Bedingungen der ursprünglich für diesen Mittwoch in Managua geplanten Verhandlungen fort, die zu einem endgültigen Frieden führen sollen. Die Sandinisten schlugen den 9. oder 15. April als neuen Termin des Treffens vor, das die Contras einseitig verschoben hatten. Die technischen Gespräche in Sapoa drehen sich in erster Linie um die Modalitäten des Aufenthaltes der Contras in den ihnen zugewiesenen Rückzugsgebieten. Bei der ersten Runde am 28. und 29. März hatten die Sachverständigen beider Seiten sich auf die Abgrenzung von fünf Zonen mit einer Gesamtfläche von 18.000 Quadratkilometern geeinigt, vier im Norden und Nordosten und eine im Südosten. Die Contras sollen hier für die Dauer der auf 60 Tage befristeten Feuerpause mit ihren Waffen untergebracht werden. Zur selben Zeit stritt sich die Contra–Führung und Regierung über das Friedenstreffen in Managua. Die Contras machten zur Bedingung ihrer Teilnahme an den Verhandlungen, daß ihnen ermöglicht werde, im Zentrum der Hauptstadt zu wohnen. Ihre geplante Unterbringung in einem weit außerhalb am Flughafen gelegenen Hotel „niederer Kategorie“ komme einer „Einkerkerung“ gleich, empörten sie sich. Sie lehnten es ab, nach Managua zu reisen, wenn die Regierung ihnen dort nicht „volle Bewegungsfreiheit“ garantiere und die Möglichkeit zu Begegnungen mit Vertretern der internen Opposition und der Kirche sowie zu politischen Kundgebungen einräume. In Sapoa kommentierte Vizeverteidigungsminister Joaquin Cuadra als Wortführer der Regierung in den technischen Gesprächen die neue Forderung mit der Bemerkung, nach den Bestimmungen des Waffenstillstandsabkommens sollten die Contra–Führer in Managua über den Frieden verhandeln und keine politische Propaganda betreiben. In einem Brief an Rebellenchef Adolfo Calero wies Verteidigungsminister Humberto Ortega als Leiter der Regierungsdelegation bei den in Managua bevorstehenden Verhandlungen den Vorwurf zurück, die Sandinisten hätten eine Absprache gebrochen, am vergangenen Sonntag 100 politische Gefangene freizulassen. Auf der von den Contras übermittelten Namensliste hätten zahlreiche Ex–Nationalgardisten der Somoza–Diktatur gestanden, die dem Waffenstillstandsabkommen zufolge erst nach Abschluß eines definitiven Friedens freigelassen werden sollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen