: Schlag ins Wasser(tor)
Wenn jetzt eine überregionale „tageszeitung“ hartnäckig von „Urangate“ schreibt, so drängt sich ein zwingender Verdacht auf: Hier soll von diversen anderen „Gates“ abgelenkt werden, und nicht nur vom „Irangate“ des großen Bruders (das übrigens die wenigsten korrekt aussprechen können), von „Gates“, die die Republik eigentlich erschüttern müßten. Da ist zuvörderst das Etatgate: Bundesfinanzminister Gerhard Stoltenberg (inzwischen schon für sich genommen ein Gate) kündigte Mittwoch abend an, daß er wegen des Betrugsskandals in Sachen Haushalt die Tabak– und Energiesteuer zu erhöhen gedenkt. Dann hätten wir den Ladengate: Horten hat ebenfalls vorgestern angekündigt, drei Filialen trotz Spitzenbetriebsergebnis dichtzumachen. Der Berliner Ableger im märkischen Viertel, obgleich einer der Stars des Konzerns, soll an den Konkurrenten Hertie verkauft werden. Zu all dem gesellt sich nun auch noch der Brasilgate. Das Land will 1988 nur ein Drittel seiner fälligen Zinsen begleichen. Gegen all dies verblaßt doch glatt die eigentlich auch schon ganz nette wie berechtigte Wortschöpfung des „Waterkantgate“ (die nur leider nicht von besagtem überregionalem Blatt kam) über einen Regierungsskandal im Wahlkampf. Oder kommt all diese Sprachverwirrung am Ende von einem Bewohner des Berliner Wassertorplatzes, der endlich an einem Platz wie jeder andere wohnen möchte? ulk
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