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Schlag ins Gesicht - betr.: "Sackgasse Sonderschule", taz vom 7.5.1997

Als Sonderschullehrerin möchte ich darlegen, warum mich der Titel des Artikels und die Zitate von Frau Deuter ärgern:

„Der Unterricht in Sonderschulen schickt junge Behinderte von vornherein in eine Sackgasse.“So? Ich erlebe Jahr für Jahr, wie lernbehinderte Kinder, die mit absolut negativem Selbstbild, ohne jede Lernmotivation, entweder aggressiv oder regressiv von der Grundschule zur Förderschule wechseln, dort im Laufe meist etwa eines halben Jahres aufblühen, mutiger werden, leistungsbereit, neugierig, lernoffen – einfach weil sie endlich ohne den Druck der Normalität lernen dürfen, und weil wir in den Förderschulen wirklich jede(n) dank niedriger Klassenfrequenz individuell fördern und fordern können. Offener Unterricht, Wochenplanarbeit und fächerübergreifender Projektunterricht sind in Förderschulen seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. Und da schreiben Sie, die behinderten Kinder erhielten in den Förderschulen keine Chance?!?

(...) Daß Firmen, Betriebe und Behörden die Einstellung behinderter Arbeitnehmer oftmals nur als Kostenfaktor oder barmherzige Geste darstellen oder gar ganz unterlassen, ist in der Tat unrechtmäßig und viele kritische Artikel wert. Dies aber ausgerechnet als Folge mangelhafter Beschulung darzustellen, ist ein Schlag ins Gesicht derer, die sich Tag für Tag um diese Kinder bemühen!

Frau Deuter ist mir in der Amalie-Sieveking-Schule in 21465 Reinbek, Mühlenredder 30, willkommen, wenn sie sehen möchte, wie fit „meine Neunte“ist!

Maria Peters

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