Schlag gegen Kinderporno-Netzwerk: „Eine der größten Pädophilie-Plattformen der Welt“
Europol-Ermittlungen um eine Darkweb-Site führten bislang zu 79 Festnahmen. Rund 1.400 Personen stehen noch im Visier der Behörden.

Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht die Website „KidFlix“, auf der rund 1,8 Millionen Personen Zugang zu 91.000 Videos hatten. Die Website, auf der insgesamt 6.288 Stunden illegales Filmmaterial zu sehen war und im Schnitt stündlich mindestens drei Videos veröffentlicht wurden, ist inzwischen offline; ihr „krimineller Inhalt“ vom bayerischen Landeskriminalamt im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg konfisziert, wie ein Screenshot in niederländischen Medien zeigte.
Der Server der Website, deren User gegen Bezahlung Videos downloaden konnten, aber auch selbst streamen und anbieten, stand in den Niederlanden. Beteiligt an der von Europol koordinierten Aktion waren auch die niederländische Staatsanwaltschaft und Polizei. Letztere veröffentlichte am Mittwoch ein Statement. Demnach ließen sich durch die Ermittlungen auf deutscher Seite im Zusammenarbeit mit Europol weltweit mehr als 1.400 „KidFlix“-User anhand von Zahlungsverkehr-Analysen identifizieren. Das Team zur Bekämpfung von Kinderpornografie und Kindersextourismus (TBBK) der niederländischen Polizei habe dann am 11. März „die Darkweb-Plattform offline gesetzt“.
Größte Operation gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern in der Geschichte von Europol
In einer Erklärung von Europol hieß es am Mittwoch, es handele sich um „eine der größten Pädophilie-Plattformen der Welt“. Die Logins der Verdächtigen auf der 2021 „von einem Cyber-Kriminellen, der riesige Profite damit machte“ gestarteten Site seien zwischen April 2022 und März 2025 registriert worden. Manche der bisher Festgenommenen hätten das beschlagnahmte Material nicht nur konsumiert oder hochgeladen, sondern auch selber Kinder missbraucht. Bezahlt worden sei für den Zugang zu den Videos in Krypto-Währungen.
Laut Europol gehen die Ermittlungen unterdessen weiter. Bislang seien mehr als 3.000 elektronische Geräte konfisziert worden. 39 Kinder konnten „geschützt“ werden. Offenbar handelt es sich um die größte Operation gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern in der Geschichte von Europol. „Die digitale Dimension hat zu einer rasanten Entwicklung der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Internet geführt und bietet Tätern eine grenzenlose Plattform“, so Catherine De Bolle, die Direktorin der in Den Haag ansässigen Europäischen Polizeibehörde. „Manche versuchen, dies als rein technisches oder Cyber-Problem darzustellen – doch das ist es nicht. Hinter diesen Verbrechen stehen echte Opfer, und diese Opfer sind Kinder.“
Für Magnus Brunner, EU-Kommissar für Inneres und Migration, zeigt „die Zerschlagung dieses kriminellen Netzwerks den Mehrwert, den EU-Agenturen wie Europol bieten“. Da Kriminelle grenzüberschreitend agieren, müssten auch Ermittler*innen bei grenzüberschreitendem Vorgehen unterstützt werden.
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