: Schills Schau-Prozesse
Nach der Nudelwerbung er-tönt Krimimusik. Die Kamera verfolgt Hamburgs unstrittenen Amtsrichter Ronald Schill auf seinem Weg durch das Gerichtsgebäude. Eilig hat er es, denn seine Mission, sämtliche Straftäter dieser Stadt hinter Gitter zu bringen, ist noch unerfüllt. Seit gestern kämpft er dafür auch in der RTL-Nachrichtenschau „Guten Abend Hamburg“. In seinem ersten Fall hat er über den stadtbekannten Sprayer OZ zu befinden. Schill, so die Anmoderation, „weiß ganz genau, für wieviele Jahre man ihn verurteilen sollte“. Dafür braucht er nicht einmal Akten zu lesen oder Zeugen zu vernehmen. Er wisse auch so, dass OZ für lange Jahre im Gefängnis verschwinden müsse, „möglich wären bis zu 15 Jahre“. Schließlich habe er mit seinen Sprühereien „dem Standort Hamburg Schaden zugefügt“. Doch noch, bedauert Richter Gnadenlos, ist OZ nicht im Gefängnis, weil er gegen seine Verurteilungen Rechtsmittel eingelegt hat. Selbst schuld also, dass OZ kürzlich von privaten Wachleuten krankenhausreif geschlagen wurde. Schill jedenfalls kennt „kaum jemanden, der seine klammheimliche Freude darüber verbergen konnte“. Na dann: Gute Nacht Hamburg. ee
Foto: Sybille von Brase
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