: Schicksal
Zum Tieffliegerabsturz ■ K O M M E N T A R E
Die Amtsführung von Minister Scholz ist nicht nur durch Sensibilitätsmangel, sondern auch durch Schicksalsfülle gezeichnet. Das Volk der Tiefflieger - ähnlich den Lemmingen - lebt offenbar zyklisch. Jetzt scheinen sie zum Absturz zu neigen. Und ein Minister, der bei Schicksalszeichen wie Ramstein, Remscheid und jetzt Wiesmoor auf stur schaltet, fordert die Rachsucht des Schicksals heraus. Das Schicksal muß nicht blind sein, ein Minister sehr wohl. Jetzt ist Scholz genau an dem selben Punkt, bevor er Würzbach aus dem Amt jagte - es sei denn, er erklärt, die Grundschule mit Schülern und der Ort seien ja gar nicht getroffen worden. Zuzutrauen wär's ihm.
Nach diesem Absturz, nach diesem Beinahe-Massaker zeigt sich, daß der Scholz-Wilhelminismus etwas erreicht hat: die verantwortlichen Politiker scheuen seine unkalkulierbare Sturheit. Der Verteidigungsausschuß will erst in der nächsten Woche über das Desaster befinden. Aber das ist kein Zeichen von Respekt, bestenfalls Achtung seiner Schicksalsrolle. Er wird der Minister sein, der stetig Böses will, aber Gutes schafft: er ist unwillentlich der schärfste Verfechter des totalen Tiefflugverbots, womöglich erfolgreicher als sein Kanzler, der durch „drastische Einschränkung“ die Tieffliegerei retten will. Denn: Bei der Absturzrate bleibt bald kein Flugzeug mehr übrig.
Fragt sich nur noch, wie die 'FAZ‘ die Lage ihres Schützlings Scholz beurteilt: Nun, sie sieht nunmehr keinerlei Gründe für das Verbleiben von Scholz im Amt, außer der „Stetigkeit“ der Kohlschen Personalpolitik. Richtig. Also: wird uns die Kohlsche Nibelungentreue zu angeschlagenen Ministern vielleicht endgültig von der Tieffliegerei befreien?
Klaus Hartung
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