: Schenk uns ein Bauhaus!
■ Manfred Sack erhielt den Baukulturpreis des BDA
Sind die Architekten und ihre Kritiker einmal unter sich, dann haben freche Kollegen- und Politikerschelte und unzweifelhaft richtige Forderungen ohne Chance auf Verwirklichung in annähernder Zukunft Hochkonjunktur. So auch gestern morgen bei der Verleihung des ersten Hamburger Baukulturpreises des Bund Deutscher Architekten (BDA) an den Architekturkritiker Manfred Sack. Da fragt der Gepriesen ganz einleuchtend, warum es in Hamburg zwar ein Literaturhaus, aber kein „Bauhaus“ gebe, wo die Stadt ihre neuesten Planungen ausstellen, Diskurse gesucht und abgehalten werden können und Ausstellungen zur Baukultur auch bisher Unwissende für ihre alltägliche Umwelt interessieren helfen. Und Sack, der vornehmlich via Die Zeit seit vielen Jahren am guten Geschmack seiner Leser für Architektur, Stadtplanung und Musik arbeitet, weiß auch jemand, der dafür als Mäzen in Frage zu kommen hätte: Robert Vogel, Immobilien-Mogul und FDP-Politiker.
Warum in der Schule Architektur kein Thema sei, fragt Sack weiter, und Feuilletons zwar mit größter Selbstverständlichkeit Premieren, Ausstellungen und Neuveröffentlichungen rezensieren, aber keine eigenen Architekturkritiker beschäftigen? Und gemeinsam mit seinen beiden Vorrednerinnen, BDA-Vorsitzende Mirjana Markovic und Der Architekt-Chefredakteurin Ingeborg Flagge, die die Laudatio hielt, mahnte auch Sack für Hamburg den Stadt-Dialog an, der hier so unvergleichlich schwer nur in Bewegung kommt. Es mache ihn „irre“, so Sack weiter, daß sich Hamburgs Behörden keinerlei „Ideenbrutstätten“ leisten, keine Gestaltungsbeiräte institutionalisieren, kein Stadtforum nach dem Vorbild Berlins entwickeln, sondern stattdessen lieber in „gedankenlosem Schematismus“ und starrem Blick aufs Geld die Schönheit der Stadt zerstören.
Sack, dessen Preis in einem anläßlich der Verleihung in der Evangelischen Akademie uraufgeführten Klavierstücks von Manfred Stahnke bestand, schloß mit einer Vision. Ein Planen und Bauen, so der Tenor seiner „Anmerkungen zur Baukultur“, das ein Thema aller Beteiligten wäre, würde eine baukulturell wesentlich qualitativere Stadt hervorbringen, als die durchschnittlichen Lösungen anonymer Investoren, denen die Politiker freien Lauf lassen.
Auch Mirjana Markovic warnte in ihren einleitenden Worten vor einem „kurzfristigen Pragmatimus“ bei knapperen Haushalten. Gleichzeitig drängte sie mit Bestimmtheit darauf, daß die Beachtung der lokale Charakteristik gerade im Zuge der Europäisierung eine der dringensten Aufgaben eines Stadt-Dialoges zu sein habe und forderte den „Diskurs Hamburg“. Ein Stück weiter des Weges bringt diesen mit Sicherheit das Baukultur-Jahr 1994, das im „Architektur-Sommer“ ab Mai mit diversen Veranstaltungen auf die Geschichte und Probleme der Stadt aufmerksam machen wird. Till Briegleb
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