piwik no script img

Schelte für Bach

■ Nicht nur Istanbuls Olympiabewerber sind sauer auf den Prüfer vom IOC

Lausanne (dpa/taz) – Als „nicht fair“ haben Vertreter von Istanbul gestern in Lausanne erneut den Bericht kritisiert, den eine Prüfungskommission des IOC unter Leitung des deutschen Exekutivkomitee-Mitglieds Thomas Bach über die Stadt erstellt hat. Istanbul bewirbt sich mit zehn weiteren Städten um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2004. Auf der Grundlage des Prüfungsberichts bestimmt eine IOC-Auswahlkommission am Freitag in Lausanne vier oder fünf Finalistenstädte, aus denen die IOC-Vollversammlung Anfang September den Olympia- Gastgeber wählt.

„Der Bericht ist eine Ungerechtigkeit gegenüber unserer Bewerbung“, sagte der Generaldirektor des Bewerbungskomitees, Yalcin Aksoy, „die wesentlichen Stärken Istanbuls sind im Report nicht richtig dargestellt.“ Mit einem fünfseitigen Kommentar hat Istanbul vermeintlichen Fehleinschätzungen der Bach-Kommission widersprochen. Ähnliche Einsprüche reichten sechs weitere Städte ein.

Neben Istanbul wollen Athen, Buenos Aires, Kapstadt, Lille, Rio de Janeiro, Rom, San Juan/Puerto Rico, Sevilla, Stockholm und St. Petersburg die Sommerspiele 2004 organisieren. Nach dem Prüfungsbericht gehen Athen, Buenos Aires, Rom und Stockholm als Favoriten in die Vorausscheidung.

Während die Außenseiter vorzugsweise gegen die Bach-Kommission wettern, bekommen die Auserwählten zunehmend Ärger mit Umweltschützern. „Wir haben bei der riesigen Bauplanung für Olympia keine Vorkehrungen zum Schutz der Umwelt entdecken können“, sagt Stelios Psomas von Greenpeace in bezug auf Athen. Glatten Betrug werfen römische Ökologen dem Bewerbungskomitee ihrer Stadt vor. „Oberflächliche und falsche Daten“ seien herausgegeben worden, sagt Cristiano Brughita vom Anti-Olympia-Komitee. Den Ehrlichkeitspreis nimmt ohnehin Rio de Janeiro für sich in Anspruch. „Wir haben die IOC-Mitglieder sogar in eine Favela geführt“, sagt Ronaldo Coelho, „wie viele andere Bewerberstädte hätten das tun können?“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen