piwik no script img

Scheinbare Objektivität

betr.: „Der Gesichtsentdecker“ (Wer füllt die Sicherheitspakete von morgen), taz vom 12. 12. 01

Es ist erschreckend, wenn Wissenschaftler sich immer wieder hinter einer scheinbaren Objektivität verstecken, die nichts weiter ist, als ein sich aus der Verantwortung stehlen.

Es ist erstaunlich, wie der Mensch Prof. von der Malsburg es schafft, in einer schon fast als schizoid einzuschätzenden Art seine vermeintlich öffentliche und private Seite zu trennen. Als Privatmann ist er „geschockt“ von den Attentaten in New York, doch daraus Konsequenzen für die wirtschaftliche oder wissenschaftliche Tätigkeit zu ziehen, kommt nicht in Frage.

Eine Meinung hat der Wissenschaftler von der Malsburg zu seinem erforschten und vermarkteten Gegenstand nicht. Angeblich ist er nur an der Erforschung des Gehirns interessiert. Wieso er dazu eine Firma betreiben muss, die aus dem gegenwärtigen Überwachungswahn Kapital schlägt, lässt er offen.

Es ist bequem, die Verantwortung auf Gesetzgeber und „die Öffentlichkeit“ abzuwälzen. Dass er selbst Teil dieser Öffentlichkeit ist, kommt ihm scheinbar nicht in den Sinn. Auch nicht, dass er durch seine Arbeit ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung mit produziert.

Es ist genau diese Haltung von Wissenschaftlern, die letztlich mit verantwortlich für den Zustand der heutigen Gesellschaft ist.

OLIVER FROMMEL, München

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen