■ Scheibengericht: Sextetos Cubanos
Sones Vol. 2 – Original Recordings from 1926-1928 (Arhoolie/Folklyrik 7006)
Zwei kleine Klanghölzer bilden den Kern der Musik. Sie geben die synkopischen Taktzahlen vor. Schaper, Kuhglocke und Bongos fügen sich ins rhythmische Räderwerk. Son heißt die authentische Volksmusik Kubas, die um die Jahrhundertwende im ländlichen Osten der Insel entstand, beeinflußt von Tourneeorchestern aus der Stadt, hatten arme Landarbeiter afrikanische Rhythmik mit spanischer Melodik verbunden, um damit den Ad-hoc-Gesang der „Soneros“ zu begleiten, die in Ruf- Antwort-Manier mit dem Refrain des Chors um die Wette sangen.
In der Großstadt angelangt, wo der neue Stil allmählich den populären „Danzon“ verdrängte, fand der Son im Gruppenformat des Sextetts in den zwanziger Jahren zu seiner klassischen Form. Eine zentrale Figur war der kleinwüchsige Multiinstrumentalist Alfred Bolona Jimenez. 1923 gründete er das Sexteto Bolona, das bald zu einer der beliebtesten Gruppen des Genres wurde. Die Combo war alles andere als eine Hinterwäldlerkapelle, vielmehr eine Art kubanisches All-Star-Orchester, in dem sich die besten Musiker der damalige Zeit versammelten. Die Gruppe unternahm ausgiebige Tourneen durch Kolumbien, Venezuela und Panama.
Das weibliche Gegenstück von Alfred Bolona war Maria Teresa Vera, die „Tovadora“ des Son, deren sehnsüchtige bis schwermütige Stimme den Klang des Sexteto Occidente prägte. Jeder Begleitsänger in Havanna träumte davon, einmal mit ihr aufzutreten. Maria Teresa Vera riß Barrieren nieder: Sie war die erste Frau in Kuba, die mit eigener Begleitband auftrat, was ihre Popularität steigerte und der kubanischen Musik 1926 in New York zum Durchbruch verhalf. Damit war der Grundstein gelegt für die kubanische Musiktradition in den USA, die später mit Salsa Triumphe feierte.
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