■ Servicegesellschaften erhalten: Schaumschlägerei
Die Servicegesellschaften haben in den letzten drei Jahren maßgeblichen Anteil daran gehabt, daß zahlreiche Menschen wieder einer Beschäftigung nachgehen können. Sinnvolle Projekte im ABM- Bereich, Beschäftigungsgesellschaften bis hin zu Arbeitsförderbetrieben sind ohne ihre Hilfestellung nicht denkbar. Das ist viel angesichts der düsteren Arbeitsmarktprognosen für das Jahr 94. Der jüngst vom DGB entfachte Streit über den Sinn und Zweck dieser Einrichtungen ist angesichts ihrer Erfolge bei näherer Betrachtung jedoch nicht mehr als ein Scheingefecht. Statt inhaltlicher Argumente leistet der Berliner Gewerkschaftsdachverband, der seit geraumer Zeit in der öffentlichen Diskussion nur mit schwacher Stimme spricht, einen wenig hilfreichen Beitrag zum Thema „Bürokratismus“. Denn die Politik der Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen wird gerade an jener Stelle lautstark kritisiert, wo sie bislang ihre Stärke bewies: an dem Versuch, die Beschäftigungspolitik des Landes möglichst mit dezentralen und weitgehend selbständig agierenden Servicegesellschaften umzusetzen.
Der Ruf des DGB nach einer Landesagentur ist eine organisatorische Sackgasse. Welchen Sinn soll eine solche Zentrale haben, außer die verwaltungstechnischen Abläufe zu verlangsamen und die betroffenen Antragsteller selbst zur Verzweifelung zu bringen? Die Forderung nach einer neuen Struktur verschleiert, worum es dem DGB in Berlin und Brandenburg letzlich geht: den Gewerkschaften innerhalb einer neu zu schaffenden Landesagentur einen Einfluß zu sichern, den sie bislang bei den Servicegesellschaften nicht haben. Severin Weiland
Siehe auch Bericht Seite 18
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