: Scharf bleibt gesund
■ Die Bremer Gewürzmühle Ubena ärgert sich über Öko-Test / Die VerbraucherInnen können weiter mit Paprika und Curry sorglos würzen
Für Aufregung unter Gewürzmühlen sorgt der jüngste Test der Zeitschrift „Öko-Test“. Unabhängige LebensmittelchemikerInnen hatten im Auftrag des Frankfurter Magazins jeweils zehn Curry-Mischungen und Paprika-Pulver untersucht. Das Ergebnis war nach Meinung der Öko-Tester „skandalös“. „Pestizide satt“ hatten die ChemikerInnen in den analysierten Gewürzen gefunden.
Im Reagenzglas hatten sie auch zwei Produkte der Bremer Gewürzmühle Ubena. Der „Curry, indische Art“ gilt nach dem Öko-Test als „empfehlenswert“, Ubenas „Paprika rosenscharf“ als „nicht empfehlenswert“. Er disqualifizierte sich nach Meinung der TesterInnen durch eine hohe Menge Kolibakterien, krebserregende Ausscheidungen von Schimmelpilzen (Aflatoxine) und geringe Mengen der schwer nachweisbaren Chemikalie Ethylenoxid.
Über letztere streiten sich die Gelehrten: Ethylenoxid kann sich bei durch Wind, Wetter und Insekten gestreßten Pflanzen selbst bilden. Andererseits kann der Stoff und sein Folgeprodukt 2-Chlorethanol auch bei der Heißabfüllung in Kunststoffbeutel entstehen. In früheren Zeiten haben Erzeuger und Abfüller Gewürze mit Ethylenoxid begast, um Schimmelpilze abzutöten.
Wie der Stoff in den „Paprika rosenscharf“ gelangt ist, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Ubena ärgert sich vielmehr darüber, daß die von Öko-Test gefundene Menge „unter der Nachweisgrenze liegt“. In Proben aus zurückgestellten Mengen der jetzt im Handel befindlichen Ware habe man keine „nachweisbaren Werte“ gefunden. Der Streit darüber war Öko-Test schon vor Veröffentlichung der Ergebnisse bekannt. „Diese Aussage von Ubena ist ein Eigentor“, sagt dazu der Öko-Test Chemiker – da die gefundenen niedrigen Werte darauf schließen ließen, daß „die tatsächlich im Paprikapulver gefundene Menge Ethylenoxid/2-Chlorethanol doppelt so hoch ist“.
Die aufgespürten Kolibakterien und Schimmelpilzreste liegen nach Darstellung Ubenas „im Bereich der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie“ und „unterhalb des gesetzlich geregelten Grenzwertes“. Kolibakterien eregen Übelkeit und Erbrechen. Sie gelangen über die Luft entweder im Herkunftsland oder in Deutschland zwischen die Paprika. Doch verunsicherte VerbraucherInnen können Paprika weiter unter den Obatzten mengen: Bei einer erneuten Prüfung der Paprika-Chargen konnte Ubena keine bedenklichen Mengen Kolibakterien finden.
„Eventuell haben sich Nester in den vorher geprüften Mengen gebildet“, sagt Karl-Günter Jahn, Einkaufsleiter bei Ubena. Seit Jahren reist er für die Bremer Firma durch Asien und Afrika, um dort Paprika, Pfeffer und andere der rund 100 verschiedenen Gewürze, mit denen Ubena handelt, einzukaufen.
„Mich trifft das persönlich“, sagt Jahn. Öko-Test stelle die großen Gewürzmühlen als Qualitätsverderber dar, die sich eigene Plantagen leisten. Den Marktführern Ubena, Ostmann und Fuchs werde unterstellt, daß sie sich als Monopolisten jedes Zertifikat leisten könnten. „Ich rede selbst immer wieder mit den Pfefferbauern und versuche denen Qualitätssicherung beizubringen“, sagt Jahn. Bei besserer Qualität durch geringere Schadstoffe bezahle Ubena dann „faire Preise“.
Den Paprika bezieht Ubena aus Ungarn, Marokko oder Israel. Schon dort werde die Qualität geprüft. „Wir untersuchen wie die Weltmeister, und Schwermetalle waren da bisher nie ein Thema“, versichert Jahn. So kann er sich nicht erklären, wie das von Öko-Test gefundene Blei und Cadmium in den Paprika gekommen ist. ufo
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