: Schalker ist man ganz oder gar nicht
■ betr.: "Liebe und Haß auf Schalcke", taz vom 18.9.91
betr.: „Liebe und Haß auf Schalke“, taz vom 18.9.91
Ich bin 36 Jahre, wohne seit zwölf Jahren von Gelsenkirchen weg in Kiel, führe ein normales Leben mit einer Macke — ich bin Schalke-Fan.
Von einem Phänomen, Mythos oder Virus muß man im Zusammenhang mit Schalke schon sprechen. Bei mir hat ein Besuch als zehnjähriger ausgereicht um dieses Gefühl für Schalke zu wecken, das sich nicht erklären und steuern läßt. Höhen und Depressionen wechseln sich ab, nur von dem Schalke-Feeling kommt man nicht mehr los. Ähnliches gibt es in Deutschland nur noch bei 1860München.
Aus ganz Deutschland fährt man „auf Schalke“ und nicht zum VfL oder MSV. Es hat nie jemand behauptet, daß Schalker nur aus Gelsenkirchen oder dem Ruhrgebiet kommen müssen. Das ist ja gerade das Reizvolle, wenn man aus Kiel, neben jemand steht, der aus Mannheim kommt, um wie ich ein Schalke-Spiel zu erleben.
Wenn bei Spielen ohne Schalke, Schmählieder gegen Schalke erklingen (mehr bleibt den Dortmundern nach 2:5-Niederlage auch nicht), Gegentore gegen Schalke gejubelt oder Abneigungsbezeugungen erdacht werden, freut dies einen Schalke-Fan. Das gehört eben auch zum Mythos. Wer macht sich schon Mühe, das für den VfL zu machen? Allerdings einschränkend sei bemerkt, daß Niederlagen vom BVB durchaus Anklang bei Schalkern finden.
Vor Tätlichkeiten und Ohrfeigen ist man auch in anderen Stadien nicht sicher. Gehe mal in Dortmund auf die Tribüne und zeige dich über die Gastmannschaft erfreut. Von den Spielern, Zuschauern und Umgebung ist zur Zeit wirklich der MSV als klassischer Ruhrpott-Verein zu bezeichnen, allerdings hat der Torjäger der Pommesbude bereits abgeschwört.
Voll und ganz muß ich deinen Aussagen über die Peinlichkeit Charly Neumann zustimmen, das ist wirklich grausam.
Schalker ist man ganz oder gar nicht. Klaus-Peter Knorr, Kiel
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