Schalke auf Tabellenplatz drei: Momente des Glücks
In Schalke haben sie Spaß am Kicken. Klaas-Jan Huntelaar erzielt die Tore. Doch der Blick in die Zukunft ist ein banger: Die Verträge des Offensivtrios laufen aus.
GELSENKIRCHEN taz | Lewis Holtby war nach dem beeindruckenden 2:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen einfach nur glücklich. „Das war ein Spieltag wie gemalt für uns“, sagte er, auf Schalke entstehe gerade eine magische Dynamik des Erfolges. Er spüre, dass die „Mannschaft immer näher zusammenrückt“, erläuterte Holtby, „jeder hat Spaß daran hier zu kicken“, schon im Hotel vor den Spielen sei zu spüren, „dass alle einfach richtig Bock haben, Punkte zu holen“.
Die Schalker Leistung bot durchaus Anlass für Euphorie. Rañl hatte mal wieder einen seiner seltener werdenden Zuckerauftritte, Jefferson Farfan entwickelt nach seiner Verletzung seine alte Dynamik, Jermaine Jones ist zwar eine umstrittener Figur, aber im Moment auch ein brillanter Fußballspieler, und Klaas-Jan Huntelaar erzielte wieder alle Schalker Tore. In 38 Pflichtspielen hat der Holländer jetzt 40 Treffer erzielt.
Eine solche Atmosphäre des Enthusiasmus erleichtert natürlich die Arbeit von Manager Horst Heldt, der wie jede Woche um Wasserstandsmeldungen zu den Verträgen des Offensivtrios Rañl/Huntelaar/Farfan gebeten wurde. Die Kontrakte mit Rañl und Farfan laufen aus, und Huntelaar kann Schalke für eine festgeschriebene Ablösesumme von 20 Millionen Euro verlassen, es kursiert die Angst, dass alle drei bald anderswo spielen. Neues gebe es nicht, sagte Heldt, er kommuniziere mit den Beratern der Profis, aber es gilt als wahrscheinlich, dass Schalkes Angriff sich im Sommer stark verändert. Die Schönheit des Augenblicks ist vergänglich, das spürt natürlich auch das Publikum, das den Moment ausgiebig genießt. Und an diesem Abend hatte selbst der Gegner überaus freundlich zum königsblauen Erfolg beigetragen.
Daniel Schwaab, der formschwache Innenverteidiger, hatte Huntelaar vor seinen beiden Kopfballtoren aus den Augen verloren (18.; 86.), und die anderen waren kaum besser. Die Werkself wirkt seit dem erstaunlichen 1:0-Sieg gegen den FC Bayern Anfang des Monats desorientiert und leblos, „Wir müssen den Willen haben, uns auch mal vorne ein bisschen mehr durchzusetzen“, schimpfte Sportdirektor Rudi Völler. Viermal hat das Team am Stück verloren, selbst die Qualifikation für die Europa League ist ernsthaft gefährdet, und wahrscheinlich wird in den kommenden Tagen die gute alte Leverkusener Trainerdiskussion aufflammen. Wie blank die Nerven liegen, zeigte sich auch in einem Ellenbogenschlag von Simon Rolfes, dem eigentlich der Ruf eines sehr fairen Spielers vorauseilt. Julian Draxler wurde im Gesicht getroffen, Schiedsrichter Deniz Aytekin, berichtete für ihn sei die „Szene in der Form nicht zu erkennen“ gewesen, was eine nachträgliche Sperre durch den Deutschen Fußball-Bund ermöglicht.
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