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Schädlicher Wald

■ Neue Erkenntnisse der Waldschaden-Experten in Bonn

Bonn (AP/dpa) – Zwei Drittel des deutschen Waldes sind krank. Der Waldschaden-Expertenrat des Bonner Forschungsministeriums hat gestern einen weiteren Grund für diese seit zehn Jahren wachsende Schadensrate genannt: Die landwirtschaftliche Gülle.

Sie stinkt, weil „bis zu 80 Prozent des darin enthaltenen Ammoniums an die Umwelt abgegeben wird“, sagte Professor Ernst Detlef Schulze aus Bayreuth. Waldbäume assimilierten diesen Stoff sogar lieber als die gleichfalls schädlichen Stickoxide aus den Autoabgasen. „Neben dem Verkehr“, so der Bayreuther Professor, sei vor allem die Landwirtschaft verantwortlich für die Waldschäden. Nur sei das „Ammonium-Problem“ bisher von offiziellen Stellen nicht gewürdigt worden.

Aber auch der Wald selbst ist inzwischen ein Umweltschädling geworden: er kann das Überangebot an Stickstoff nicht mehr verkraften und gibt den Überschuß teils als Nitrat ins Grundwasser, teils als Lachgas in die Luft ab. Grundwasser unter Waldböden sei heute schon oft als Trinkwasser nicht mehr zu gebrauchen, hat Karl Kreutzer (München) erkannt, das Lachgas wiederum trage sowohl zum Treibhauseffekt wie zum Abbau der Ozonschicht bei.

Pessimistisch äußersten sich die Professoren über mögliche Rettungsstrategien. Die Waldschäden sinken „die nächsten 30 Jahre nicht unter das heutige Niveau“ vermutet Bernhard Ulrich (Göttingen). Stickoxid- und Schwefeldioxid-Belastungen müßten um 80, beziehungsweise 50 Prozent reduziert werden, sonst hätten „forstliche Maßnahmen“ keinen Sinn.

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