Schäden durch Fischerei: NGO fordert Ende der Grundschleppnetze
Nach dem Brüsseler Rechtsruck könnte die Fangmethode erlaubt bleiben, befürchtet Ocean Care. Bisher gab es schon einen Aktionsplan dagegen.
![Blick auf einen Fischkutter im Vordergrund ist ein SChleppnetz Blick auf einen Fischkutter im Vordergrund ist ein SChleppnetz](https://taz.de/picture/7315001/14/Schleppnetz-Fischerei-1.jpeg)
„Die Kräfteverhältnisse in der neuen EU-Kommission versprechen keine guten Voraussetzungen für den Umweltschutz“, sagt Nicolas Entrup von Ocean Care. Das läge vor allem an der starken Vertretung der Konservativen, die in den letzten Monaten schon mit Nachdruck gegen Renaturierungspläne vorgegangen seien.
Dass das Fischen mit Grundschleppnetzen in Schutzgebieten nicht schon längst flächendeckend verboten ist, bezeichnet Entrup als absurd: „Es gibt zum Beispiel ein Schutzgebiet für Delfine in der Nordadria, in dem das Kitesurfen verboten ist, das Umpflügen des Meeresbodens durch Schleppnetze aber nicht. Das ist vollkommen unverständlich.“ Hinter solchen Entscheidungen stünden politische und wirtschaftliche Interessen.
Dabei sind die schädlichen Folgen des Fischens mit Netzen, die ein oder mehrere Schiffe gleichzeitig über den Meeresboden ziehen, belegt. Beim ungewollten Beifang sterben Ocean Care zufolge zahlreiche Arten wie Haie, Robben und Seevögel.
Die Netze sind auch klimaschädlich
Die Fangtechnik verursache darüber hinaus auch einen hohen CO2 Ausstoß: Zum einen benötigen die Schiffe viel Treibstoff, um die schweren Netze über den Boden zu ziehen, zum anderen lösen sie Kohlenstoff aus dem Meeresgrund, der dort gespeichert war.
Der Bericht von Ocean Care zeigt, dass Deutschland weltweit zu den Ländern gehört, in denen die Grundschleppnetz-Fischerei einen besonders bedeutsamen Anteil der Branche ausmacht. Durchschnittlich 55 Prozent der in Deutschland erbeuteten Meerestiere wurden dem Bericht zufolge zwischen 2007 und 2016 mit dieser Technik gefangen.
Bisher hätte die Bundesregierung noch keine konkreten Pläne zur Umsetzung des EU-Verbots veröffentlicht, sagt Isabelle Maus vom BUND. „Vermutlich wurden Pläne bei der EU eingereicht, denn die Frist dafür war Ende März.“ Eigentlich müssten die laut EU-Vorgabe aber auch veröffentlicht werden. Das sei bisher lediglich in Griechenland und Schweden passiert, sagt Enstrup und fordert deshalb mehr Tempo.
Zu einem Verbot gehörten auch Pläne für alle, die aktuell von der Schleppnetzfischerei in den Schutzgebieten leben. Ein Verbot wie das der EU-Kommission fordert Ocean Care mit Blick auf die UN-Ozeankonferenz nächsten Juni auch auf globaler Ebene.
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