Schäbig-betr.: "Kriminelle Wiedervereinigung", taz vom 3.10.89

betr.: „Kriminelle Wiedervereinigung“, Kommentar von Mathias Bröckers, taz vom 3.10.89

Kein Unterschied zwischen „Wirtschaftsflüchtlingen“ aus der DDR und Vietnam oder Kurdistan oder Libanon?

Nur REPs können eigentlich „vergessen“, daß die Deutschen alle zusammen - vor gerade einmal 50 Jahren einen Krieg angefangen und verloren haben. Nur fair, daß auch alle gemeinsam die Schuld daraus abtragen - politisch wie materiell - soweit das überhapt möglich ist durch Abtretung von Gebieten und Zahlung von Entschädigungen. Und fair eigentlich auch zu teilen, was Deutschland insgesamt seitdem an politischem und materiellem „Wohlstand“ abgekriegt hat.

Es dürfte klar sein, daß der östliche Teil der Deutschen seit dem Kriegsende in jeder Hinsicht mehr „bezahlt“ hat, als wir im Westen, die mit Marshallplan und „Wirtschaftswunder“ sehr schnell vergessen konnten, überhaupt zu den Kriegsverlierern zu gehören.

Angesichts dessen finde ich es ziemlich schäbig, jemandem aus der DDR vorzuhalten, wenn er für sich etwas „Lastenausgleich“ bei uns bekommen will. Man mag darüber streiten, ob es überhaupt richtig ist, Flüchtlinge nach ihren Motiven zu fragen. Wenn es Deutsche aus der DDR sind, hat aber ganz sicher keiner hier ein Recht dazu.

Arnd Meier, Bonn 1