: „Schadet Bremen“
■ DAG zum transfer-Konkurs: Kammer mitschuldig
Bürgermeister Wedemeier und der Präsident der Angestelltenkammer, Bernhard Baumeister, sollen sich in Riga, Rostock, St. Petersburg und überall dort entschuldigen, wo Menschen im Vertrauen auf Bremen und die Kammer für die Bremer Firma (BBI-)transfer gearbeitet oder Fortbildungskurse belegt haben. Das fordert die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG). Nach dem Konkursantrag der Firma transfer, die mit bremischem know-how Umschulung und Marketing-Beratung im Osten anbot, „stehen die Kursteilnehmer auf der Straße, einige sind kurz vor der Prüfung“, erklärte DAG-Vertreter Reimers.
Da diese Firma mit Unterstützung des Landes Stadt Bremen und mit dem Etikett, das „Transfernetz der Angestelltenkammer“ zu sein, im Osten auftreten konnte, dürfen weder Bürgermeister noch Kammer sich jetzt aus der Verantwortung stehlen, sagte auch DAG-Vorstandsmitglied Brigitte Dreyer. Der Schaden sei groß und die bisherigen Erklärungen für den Konkurs Ende August — Aufträge für Fortbildung und Umschulung seien ausgeblieben — seien völlig unglaubwürdig.
Neben den ca. 500.000 Mark, die die Kammer-Tochter BBI in den Schornstein schreiben dürfte, muß auch das Bremer Umweltressort ca. 400.000 Mark abschreiben: transfer sollte für die Bremer Landesregierung ein Umwelt-Beratungsprojekt in Riga aufbauen. Auf Bremer Empfehlung hin hat auch Hamburg beschlossen, seine Umweltberatung in St. Petersburg über transfer zu betreiben. 400.000 Mark sollen weg sein, weiteren 300.000 Mark spüren nach DAG- Kenntnissen Hamburger Anwälte nach.
Noch im Febraur 1993, als Liquiditätsprobleme absehbar waren, wurde der transfer ein 2,3 Millionen Mark-Auftrag aus dem Etat des Wirtschafts-und des Arbeitsressort zugeschanzt. Offizieller Zweck des Geldsegens: Tourismusförderung in Bremerhaven. Für die DAG ein Gebiet, auf dem die transfer sich weder durch Erfahrung noch durch Praxis als Projektträger empfehlen konnte. Für die DAG, die in der Vollversammlung der Angestelltenkammer in der Minderheit ist und demnächst bei Kammerwahlen wieder Mehrheit werden will, liegt der Verdacht auf der Hand, daß hier mit öffentlichen Geldern die Firma transfer saniert werden sollte.
Für transfer kam die Hilfe zu spät: Bis zum Konkursantrag floß keine Mark dieses Auftrages. K.W.
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