Schabefleisch ist Mangelware: Die Katze, Karstadt und das Klima
Freundliche Türöffner und eine Tür, die Wladimir Putin das Leben schwermacht: Beobachtungen auf der Suche nach Schabefleisch.
B ei türkischen Fleischern gibt es kein Schabefleisch. Wacklige Aussage, mein Sample sind genau zwei Läden auf dem Kottbusser Damm. Aber die haben keines! Genau wie auch die Bio Company. Und die Fleischtheke im größeren der beiden Edekas wurde letztes Jahr dichtgemacht.
Ich brauche aber Schabefleisch, für meine Katze, die fast nichts mehr isst, weil sie so krank ist. Also ab in die Feinkostabteilung von Karstadt am Hermannplatz. Am Eingang Urbanstraße hält mir ein Mann im Rollstuhl die erste Tür auf, also: er hält allen die Tür auf, er hält die Tür einfach offen. Nett, denke ich, aber bin zu eilig unterwegs, um ihm Geld zu geben.
Vorbei an der Haustierabteilung, deren Kunde ich nun nicht mehr sein werde, gehe ich ins Kellergeschoss. Auf dem Weg zum Fleischstand sammele ich noch eine Packung Nudeln aus Bautzen ein, lasse mir dann 150 Gramm Fleisch abwiegen, nehme zudem einen Becher Jogurt mit und eine Flasche Montepulciano, die plötzlich einfach vor mir steht. Danach suche ich, wie jedes Mal in der Karstadt-Feinkostabteilung, mehrere Minuten die Kassen. Nach dem Bezahlen fällt mir, auch wie jedes Mal, erstaunt auf, dass es hinter den Kassen noch eine weitere Fleischtheke gibt, aber nur für Geflügel, dann begebe ich mich wieder an die Oberfläche.
An der Tür zum Hermannplatz hängt ein Schild. „Diese Seitentüre bleibt vorübergehend geschlossen. Diese Tür trägt damit zum Klimaschutz und zur Senkung des Energieverbrauchs bei.“ Und hilft gegen Putin, ergänze ich im Kopf. Danke Tür, kann man da nur sagen!
Als ich am Ausgang Urbanstraße hinausgehe, hält der Mann im Rollstuhl immer noch die Tür auf. Also der trägt nicht zur Senkung des Energieverbrauchs bei, denke ich, und habe sogleich ein schlechtes Gewissen.
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