■ Schöner leben: Sauger gestört
Irgendwann ärgerten mich die Krümel auf dem neuen Schurwollteppich doch. Sie hatten sich an dezidierten Stellen kunstvoll aufgehäuft. Da stand er nun, der Staubsauger „Kobold“ – ein wahrhaft nostalgischer Anblick aus der „Vorwerk“-Zeit. Ein guter alter Freund hatte ihn aus dem Keller gekramt und zu uns in die neubezogene Wohnung gekarrt. „Nur die Müllbeutel fehlen noch“, war sein letzter Satz, bevor er sich auf den Heimweg machte.
Das war vor vier Wochen. Seitdem haben mich vergebliche Streifzüge durch Elektro-Geschäfte zur Müllbeutel-Expertin gemacht. Ob Siemens, Hoover oder Bosch: Für jedes Saugertypchen gibt es ein Tütchen. Doch unseren lieben „Kobold“, lieber Freund Rainer, den kennt keiner. „Der braucht die V 16. Aber die führen wir nicht mehr“, verriet mir schließlich eine Dame und schickte mich zurück auf die kalte Straße. Ich verwünschte den Kobold ins alte „Vorwerk“-Land. Meine Nerven lagen blank.
Heute – nach einem Staubsauger-Therapiegespräch – weiß ich, daß mensch einem „Vorwerk-Kobold“ nicht Unrecht tun darf. „Was haben Sie denn für ein Problem“, fragte mich der Staubsauger-Wunderheiler Herr Schmidt im Hoover-Fachgeschäft von nebenan. Soeben hatte eine strahlende Frau sein Geschäft mit einem reparierten Staubsauger verlassen. „Die V 16, na klar, haben wir diese Tüten da“, antwortete Herr Schmidt mir sanft. „Sie dürfen nicht so ungeduldig sein. Da gibt es Leute, die werfen ihren neuen Staubsauger einfach aus dem Fenster. Dabei war einfach nur die Tüte voll.“ Das, lieber Herr Schmidt, werde ich jetzt bestimmt niemals tun. Katja Ubben
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