Saudischer Herrscher Abdullah gestorben: Der König ist tot
Kronprinz Salman ist neuer König Saudi-Arabiens. Der ehemalige Herrscher Abdullah starb 90-jährig. Sein Nachfolger gilt als moderat.
RIAD ap/dpa | Saudi-Arabiens König Abdullah ist tot. Er starb nach Angaben des königlichen Hofes in der Nacht zum Freitag gegen 1.00 Uhr. Als Nachfolger wurde der bisherige Kronprinz Salman ausgerufen, wie die offizielle saudische Presseagentur SPA am Freitag mitteilte. Der 79-jährige Halbbruder von Abdullah hatte zuletzt bereits mehrere Aufgaben des kranken Herrschers übernommen. Abdullah wurde 90 Jahre alt. Er hinterlässt mehr als 30 Kinder von rund einem Dutzend Ehefrauen.
US-Präsident Barack Obama würdigte Abdullah posthum als Monarchen, der sich um eine bessere Bildung für seine Bevölkerung und einen guten Kontakt zu der Weltgemeinschaft bemüht habe. Er habe „König Abdullahs Sichtweise wertgeschätzt und unsere ernst gemeinte und warme Freundschaft geschätzt“, sagte Obama. Abdullahs Vermächtnis seien starke Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien sowie sein Beitrag zur Stabilität und Sicherheit im Nahen Osten.
König Abdullah bin Abdul Asis al-Saud war gleichzeitig Staats- und Regierungschef von Saudi-Arabien. Er galt als mächtiger Alliierter der USA im Kampf gegen das Terrornetzwerk al-Qaida und bemühte sich bis zuletzt um eine Modernisierung des ultrakonservativen muslimischen Königreichs. Er setzte sich auch dafür ein, die Möglichkeiten für Frauen in seinem Land zu erweitern. Während des Arabischen Frühlings, den Abdullah als Bedrohung für Stabilität und seine eigene Regentschaft ansah, konnte er sich im Gegensatz zu anderen Herrschern in der arabischen Welt erfolgreich an der Macht halten.
Außenpolitisch machte er sich vor allem den schiitischen Iran zum Rivalen. Er unterstützte sunnitische Gruppierungen in mehreren Ländern im Kampf gegen Teherans Verbündete. Die vom Iran gestützte Hisbollah-Miliz im Libanon konnte Abdullah jedoch nicht stoppen.
Stockschläge für Islam-Beleidigung
Politischen Gegnern gegenüber blieb er aber unnachgiebig: Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen; Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, wurden empfindliche Strafen angedroht. Aktuell sorgt die öffentliche Prügelstrafe für den islamkritischen Blogger Raif Badawi international für Empörung. Der Internetaktivist war zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1.000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt und den Säkularismus gerühmt haben soll.
In der Region mischte sich Saudi-Arabien ebenfalls in den Kampf gegen missliebige Gruppen ein. So unterstützte Riad 2013 in Ägypten den Sturz des aus der Muslimbruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär. In Bahrain beteiligten sich saudische Panzer aktiv an der Niederschlagung der von Schiiten angeführten Massenproteste gegen das sunnitische Herrscherhaus. In Syrien förderte das Königshaus die Opposition im Kampf gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad.
Abdullah wurde 1924 in Riad geboren. Er war einer von angeblich mehr als 50 Söhnen des Staatsgründers König Abdul-Asis al-Saud. Wie alle seine Geschwister kam er lediglich in den Genuss einer beschränkten Bildung. Groß und stämmig fühlte er sich eher in der saudischen Nadschd-Wüste zu Hause. Als er einem Besucher als junger Mann einmal nicht seinen Platz anbot, schickte ihn sein Vater als Bestrafung für drei Tage ins Gefängnis. Er wurde 1982 zum Kronprinzen ernannt, als sein Halbbruder Fahd an die Macht kam.
Salman der Diplomat
De-Facto-Herrscher über Saudi-Arabien wurde Abdullah im Jahr 1995, nachdem Fahd einen Schlaganfall erlitt. Nach dessen Tod im Jahr 2005 bestieg er offiziell den Thron. Sein Nachfolger Salman bin Abdul-Asis al-Saud verfügt über gut 50 Jahre diplomatischer Erfahrungen. In den 1960er Jahren wurde er zum Gouverneur der Provinz Riad ernannt. Salman ist zudem bekannt als Vermittler innerhalb der großen königlichen Herrscherfamilie.
Der 79-Jährige hat im vergangenen Jahr zunehmend die Pflichten des Königs übernommen, weil Abdullah zu krank geworden war. Seit 2011 war er Verteidigungsminister seines Landes und damit der Chef des saudischen Militärs, das sich den USA und anderen Alliierten aus der Arabischen Welt im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat anschloss.
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