piwik no script img

Saudischer Herrscher Abdullah gestorbenDer König ist tot

Kronprinz Salman ist neuer König Saudi-Arabiens. Der ehemalige Herrscher Abdullah starb 90-jährig. Sein Nachfolger gilt als moderat.

Oktober 2007: König Abdullah auf Staatsbesuch in London. Bild: reuters

RIAD ap/dpa | Saudi-Arabiens König Abdullah ist tot. Er starb nach Angaben des königlichen Hofes in der Nacht zum Freitag gegen 1.00 Uhr. Als Nachfolger wurde der bisherige Kronprinz Salman ausgerufen, wie die offizielle saudische Presseagentur SPA am Freitag mitteilte. Der 79-jährige Halbbruder von Abdullah hatte zuletzt bereits mehrere Aufgaben des kranken Herrschers übernommen. Abdullah wurde 90 Jahre alt. Er hinterlässt mehr als 30 Kinder von rund einem Dutzend Ehefrauen.

US-Präsident Barack Obama würdigte Abdullah posthum als Monarchen, der sich um eine bessere Bildung für seine Bevölkerung und einen guten Kontakt zu der Weltgemeinschaft bemüht habe. Er habe „König Abdullahs Sichtweise wertgeschätzt und unsere ernst gemeinte und warme Freundschaft geschätzt“, sagte Obama. Abdullahs Vermächtnis seien starke Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien sowie sein Beitrag zur Stabilität und Sicherheit im Nahen Osten.

König Abdullah bin Abdul Asis al-Saud war gleichzeitig Staats- und Regierungschef von Saudi-Arabien. Er galt als mächtiger Alliierter der USA im Kampf gegen das Terrornetzwerk al-Qaida und bemühte sich bis zuletzt um eine Modernisierung des ultrakonservativen muslimischen Königreichs. Er setzte sich auch dafür ein, die Möglichkeiten für Frauen in seinem Land zu erweitern. Während des Arabischen Frühlings, den Abdullah als Bedrohung für Stabilität und seine eigene Regentschaft ansah, konnte er sich im Gegensatz zu anderen Herrschern in der arabischen Welt erfolgreich an der Macht halten.

Außenpolitisch machte er sich vor allem den schiitischen Iran zum Rivalen. Er unterstützte sunnitische Gruppierungen in mehreren Ländern im Kampf gegen Teherans Verbündete. Die vom Iran gestützte Hisbollah-Miliz im Libanon konnte Abdullah jedoch nicht stoppen.

Stockschläge für Islam-Beleidigung

Politischen Gegnern gegenüber blieb er aber unnachgiebig: Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen; Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, wurden empfindliche Strafen angedroht. Aktuell sorgt die öffentliche Prügelstrafe für den islamkritischen Blogger Raif Badawi international für Empörung. Der Internetaktivist war zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1.000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt und den Säkularismus gerühmt haben soll.

In der Region mischte sich Saudi-Arabien ebenfalls in den Kampf gegen missliebige Gruppen ein. So unterstützte Riad 2013 in Ägypten den Sturz des aus der Muslimbruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär. In Bahrain beteiligten sich saudische Panzer aktiv an der Niederschlagung der von Schiiten angeführten Massenproteste gegen das sunnitische Herrscherhaus. In Syrien förderte das Königshaus die Opposition im Kampf gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad.

Abdullah wurde 1924 in Riad geboren. Er war einer von angeblich mehr als 50 Söhnen des Staatsgründers König Abdul-Asis al-Saud. Wie alle seine Geschwister kam er lediglich in den Genuss einer beschränkten Bildung. Groß und stämmig fühlte er sich eher in der saudischen Nadschd-Wüste zu Hause. Als er einem Besucher als junger Mann einmal nicht seinen Platz anbot, schickte ihn sein Vater als Bestrafung für drei Tage ins Gefängnis. Er wurde 1982 zum Kronprinzen ernannt, als sein Halbbruder Fahd an die Macht kam.

Salman der Diplomat

De-Facto-Herrscher über Saudi-Arabien wurde Abdullah im Jahr 1995, nachdem Fahd einen Schlaganfall erlitt. Nach dessen Tod im Jahr 2005 bestieg er offiziell den Thron. Sein Nachfolger Salman bin Abdul-Asis al-Saud verfügt über gut 50 Jahre diplomatischer Erfahrungen. In den 1960er Jahren wurde er zum Gouverneur der Provinz Riad ernannt. Salman ist zudem bekannt als Vermittler innerhalb der großen königlichen Herrscherfamilie.

Der 79-Jährige hat im vergangenen Jahr zunehmend die Pflichten des Königs übernommen, weil Abdullah zu krank geworden war. Seit 2011 war er Verteidigungsminister seines Landes und damit der Chef des saudischen Militärs, das sich den USA und anderen Alliierten aus der Arabischen Welt im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat anschloss.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

25 Kommentare

 / 
  • Und? 20 Kommentare und das war es denn. Was interessiert Deutschland die Welt?

  • Ein Schlächter im Dienste des Westens. Unter seiner Regentschaft wurden mehr Menschen enthauptet als von ISIS.

     

    Wenn Ihr jetzt die ganzen Politiker lobhudeln hört, wißt Ihr, was die von Demokratie und Menschenrechten halten.

  • Hiebe seiner Asche (1000).

  • Zeichen und Wunder geschehen...

  • Jede Woche nach dem Freitagsgebet wird öffentlich

     

    - ausgepeitscht,

    - verstümmelt,

    - gesteinigt,

    - geköpft.

     

    Deutliche Zunahme öffentlicher Hinrichtungen (FAZ 23.9.2014)

    http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/hinrichtungen-in-saudi-arabien-die-schwerter-des-islams-13167453.html

     

    Dazu sekundiert und kondoliert der Westen und Barack Obama.

     

    Wo bitte liegt der Unterschied zum IS?

     

    Auch Bayern München – wie üblich - dummdreist ganz vorne mit dabei:

    http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/bayern-raeumt-fehler-bei-reise-nach-saudi-arabien-ein-13382991.html

     

    Kein Wunder, dass „Kaiser“ Franz – Blöd – Beckenbauer in Katar „keinen einzigen Sklaven gesehen“ haben will, der auf den Baustellen von Albert Speer jr. - "Hitler war für uns ein netter Onkel" (Süddeutsche, 20.5.2010)

    für die Fußball-WM 2022 geknechtet und ausgebeutet wird.

     

    http://www.spiegel.de/sport/fussball/wm-2022-internationaler-gewerkschaftsbund-erhebt-vorwuerfe-gegen-katar-a-891266.html

     

    http://www.welt.de/sport/fussball/article122000484/Amnesty-schockiert-ueber-WM-Sklavenarbeit-in-Katar.html

     

    Dazwischen spielt nicht zuletzt ein gefährlicher reaktionärer Recep Tayyip Erdoğann sein doppeltes, schmutziges Spielchen pro und contra IS.

  • Das saudische Königshaus ist in nachweislicher Anlehnung und in ihrer Konservativen Haltung zur religiösen Konstitution ihres landes, durch den Monarchen durchaus bewusst.

    Meiner Meinung nach ist ihre Auslegung, in Fragen der Scharia überhaupt nicht (ich sage das im Bewusstsein, das es vielen Kritikern möglicherweise in Bezug auf Rohstoffhandel geht) Illegitim, mag es auch den einen oder anderen in Europa befremden, sieht der sunnitische Glaube, eine Auslegung einer deutbaren Eschatologie des Koran, nicht als dem Menschen wirkmächtig gegeben. Die Faszination eines Staates unter der Rigide "einer" Glaubensgemeinschaft, kennt man hier als Nationalsozialismus.

    • @Frack Dich :

      "Die Faszination eines Staates unter der Rigide "einer" Glaubensgemeinschaft, kennt man hier als Nationalsozialismus."

       

      Unabhängig davon, dass die Aussage die immanenten "Rigide" der hier ansässigen katholischen und protestantischen "GlaubensGEMEINschaften" schlicht ignoriert bzw. außen vor lässt, würde mich in diesem Kontext der Glaube der Nationalsozialisten interessieren.

       

      Wotan?

       

      Der Führer?

  • Zum BDI-Wirtschaftspartner und militärischen NATO-Partner Saudi-Arabien -- für deren 'Freiheit', 'Demokratie' und 'Frauenrechte'.

     

    Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) zur Realität der absolutistischen Diktatur in Saudi-Arabien:

     

    -- Es gibt in SA keine gewerkschaftliche Mitgliederorganisation des IGB.

     

    -- Politische Parteien sind in SA verboten.

     

    -- Es wird keinerlei Opposition toleriert.

     

    -- Die Verfassung überträgt dem König absolute Machtbefugnisse,

     

    -- über alle Regierungseinrichtungen,

     

    -- über alle Staatsgeschäfte.

     

    -- Die königliche Verfassung schrängt den politischen Dissens sowie die Meinungsfreigeit beträchtlich ein.

     

    [Anm.: Für diese öffentlichen Tatsachenbekundungen würde es in Saudi-Arabien mehr als nur Peitschenhiebe geben.]

    • @Reinhold Schramm:

      Mensch könnte fast denken, in SA herrschte der realexisteirende Sozialismus! ;)

      • @Dhimitry:

        Verarbeiten Sie ihre negativen psychischen Probleme mit der Vergangenheit.

    • @Reinhold Schramm:

      [Anm: Zwar keine Peitschenhiebe aber auch nicht so leckere Brutalitäten gibt es beim kommunistischen Partner&Waffenlieferanten Saudi Arabiens, China] => http://en.wikipedia.org/wiki/China%E2%80%93Saudi_Arabia_relations

      • @Arcy Shtoink:

        Ein Firmenschild macht noch keinen Sozialismus bzw. Kommunismus.

         

        China ist ein kapitalistischer und imperialistischer Staat. Bei der KP Chinas handelt es sich um eine antikommunistische, nationalistische und liberal-sozialdemokratische Staats- und Konvergenzpartei (KPCh) -- des Bourgeoissozialismus chinesischer Prägung. [siehe "Manifest" von Marx, zum "Bourgeoissozialismus" etc.)

         

        Die VR China bildet zusammen mit den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union (-- unter Führung der BRD, Frankreich, Großbritannien) die großen internationalen kapitalistischen und imperialistischen Zentren zur Ausplünderung der Werktätigen und rohstoffreichen Regionen der Welt (- einschließlich der Ausbeutung der chinesischen Werktätigen durch die nationale und internationale Monopolbourgeoisie).

         

        Beschäftigen Sie sich mit dem "Kapital" von Karl Marx. Nehmen Sie sich die notwendige Zeit und Ruhe zu Studium. Trotz alledem.

  • Die Menschen in Syrien, die dem Einsatz seiner Terroristen

    ausgesetzt waren und sind, trauern vermutlich nicht. Und die Schiiten

    in Bahrein vermutlich auch nicht, die von seinen Truppen niedergeknüppelt wurden. Und die Libyer, die von den vom ihm finanzierten Milizen drangsaliert wurden und werden? Und die... und die... sicher auch nicht.

    Der zweitgrößte Förderer des Terrors ist gestorben.

  • ich finds traurig, dass erst ein PRMOI unter der Peitsche leiden muss, damit sich Herr Schramm zum Protest aufrafft, wie gesagt, das 1x war ich 1977 in Saudi, damals wurden Menschen nach Gerichsturteilen erschossen enthauptet, gesteinigt, gut Herr S mag da noch nicht auf der Welt geweisen sein, aber da war zB Herr Helmut Schmidt oder Helmt Kohl oder Schröder BKler, kein Mensch hat sich aufgeregt, ja jetzt hat man die Gastarbeiter in Katar, welch ein Elend, die Gastarbeiter , die in der glühenden Hitze vorher gearbeitet haben, wen hats gejuckt, Herrn S aber nicht doch, jetzt bläst man kräftig ins Horn, fast wünscht man sich, dass öfters ein Promi vor Gericht steht!

    • @Georg Schmidt:

      Herr Schmidt, ich bin seit 46 Jahren aktiver Gewerkschafter. Seit meiner Berufsausbildung (in den 1960ern) mit der internationalen Solidarität praktisch verbunden. Also, hören Sie mit unkundigen Unterstellungen auf.

       

      Mit gewerkschaftlichem Gruß

      • @Reinhold Schramm:

        Ja im FDGB gewerkschaftlich aktiv, die Frage ist nur, ob der FDGB tatsächlich eine Gewerkschaft für die Arbeitnehmer war. Aus meiner Erfahrung war er das nicht.

  • Schleimer:

    Obamas bedauert den Tod eines guten Freundes, Merkel bezeichnet ihn als "ausgewogen und vermittelnd", Putin als "weisen" Staatsmann. Wir werden wahrscheinlich ein Atom U-Boot anstatt Rosen zum Begräbnis schenken.

  • Merke: Der 'freiheitlich-'demokratisch'-menschenrechtliche' Peitschen- und Scharia-Staat Saudi-Arabien: ein wichtiger Verbündeter der NATO-'Freiheitskämpfer' und BND-Stasi-Überwachungs- und Waffenlieferanten, der BDA-Wirtschafts- und BDI-Monopolverbände, der 'demokratischen' Banken und Konzerne -- und vor allem deren Gauckschen und Merkelschen christ-spezialdemokratischen MenschenrechtlerInnen, aus allen GroKo-Parteien, Bundesregierung und Parlamentsmehrheit.

    • @Reinhold Schramm:

      Sie haben den kommunistischen Waffenlieferanten und Wirtschaftspartner China vergessen:

    • @Reinhold Schramm:

      Sie haben die Stichwörter "Quandt" und "kapitalfaschistisch" vergessen.

      • @Concise:

        Sie haben die "Stichwörter" noch im Kopf. Dann beschäftigen Sie sich auch inhaltlich damit. Trotz alledem.

    • @Reinhold Schramm:

      Ja, ein HOCH auf all diese glühenden Vertreter der Menschenrechte!

      • @amigo:

        Es lebe das kommunistische China!

        • @Arcy Shtoink:

          Es handelt sich um ein kapitalistisches China. Ein Firmenschild macht noch keinen Sozialismus bzw. Kommunismus. Empfehlung: "Das Kapital" von Marx, und "Manifest" von Karl Marx und Friedrich Engels.

        • @Arcy Shtoink:

          Das ist längst Geschichte, wie auch die DDR. Oder wie die Grünen, als sie noch aufrichtig und nicht vom Karrierismus korrumpiert waren.