Saubere Energie: Algen sollen Öl ersetzen

Deutsche Forscher wollen mit einer Pilotanlage Energie aus Algen herstellen. Der Rohstoff kann auch als Flugzeugtreibstoff verwendet werden.

Ein Mitarbeiter nimmt in einem Glasgewächshaus des Instituts für Bio- und Geowissenschaften am Forschungszentrum in Jülich (Nordrhein-Westfalen) eine Probe einer Algenkultur aus einem von zahlreichen V-Reaktoren.

Ein Projektmitarbeiter nimmt in einem Glasgewächshaus des Instituts in Jülich eine Probe einer Algenkultur. Foto: dpa

FREIBURG taz | Energie aus Algen – schon zahlreiche Forscher und Firmen haben sich daran versucht. Statt die endlichen Kohle- und Erdölreserven zu verheizen und klimaschädigendes CO2 freizusetzen, verheißen leicht wachsende einzellige Grünalgen einfach nachwachsende und saubere Energie. Deshalb haben das Forschungszentrum Jülich und der Energiekonzern RWE eine Pilotanlage gebaut. Die Aufgabenteilung: Der Energiekonzern liefert CO2 aus seinem Braunkohlekraftwerk Niederaußem, die Forscher verfüttern das Gas an Mikroalgen, um daraus Öle als Basis für Biotreibstoffe zu gewinnen.

Bereits im Jahr 2009 hatte RWE – um Erfahrungen mit der CO2-Abtrennung zu sammeln – in seinem Kraftwerk im rheinischen Braunkohlerevier eine CO2-Wäsche aufgebaut. Pro Tag ließen sich damit 7,2 Tonnen Kohlendioxid mit einem Reinheitsgrad von mehr als 99,9 Prozent abtrennen, sagt ein Sprecher.

Weil die ursprünglich von RWE erhoffte Endlagerung von CO2 unter der Erde – genannt CCS – in Deutschland von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt wird, hat man nun etwas Neues ausbaldowert: Reines CO2 soll dafür sorgen, dass Algen im Reaktor besonders schnell wachsen. Aus diesen soll dann einerseits Öl extrahiert, andererseits aus der ölfreien Biomasse durch Fermentation Methan gewonnen werden. Allerdings: „Noch ist die Aufarbeitung von Öl aus Algen nicht etabliert“, sagt Projektleiter Dominik Behrendt.

Eine Hoffnung: Algen als Flugzeugtreibstoff nutzen. Tatsächlich flog bereits 2011 eine Passagiermaschine von Houston nach Chicago – mit 40 Prozent Algensprit im Tank. Energetisch betrachtet ist die Bilanz in Jülich derzeit noch negativ, sagt Behrendt: „Es wird mehr Energie in die Kultivierung gesteckt als aus der Biomasse hinterher gewonnen werden kann.“

Hinzu kommt, dass auch bereits die CO2-Abtrennung ein energieaufwändiger Prozess ist. Für eine Versuchsanlage dieser Größenordnung entspricht die schlechte Energiebilanz aber laut Behrendt durchaus den Erwartungen. Genaue Zahlen soll es zum Projektende im kommenden Sommer geben.

Auch die Frage der Wirtschaftlichkeit wird sich dann stellen. Denn derzeit ist die Gewinnung von Algentreibstoffen nicht mal ansatzweise rentabel. Eine Kostendeckung müsse „primär durch eine hochpreisige, stoffliche Nutzung erzielt werden“, sagt Behrendt. Das heißt: Die Algenzucht wird dann wirtschaftlich werden, wenn es gelingt, abseits der Energiegewinnung auch noch Stoffe wie Proteine oder Zucker als Futtermittel oder als chemische Grundsubstanzen zu extrahieren und zu gutem Preis zu vermarkten. Aber noch ist Algenenergie ein Projekt mit Unsicherheiten.

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