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Satt für wenig GeldDrei-Gänge-Menü nur für Kinder

Das Restaurant "Kireli" in Berlin-Lichterfelde verköstigt Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren. Menüs kosten nur einen Euro.

Im "Kireli" werden die Nudeln serviert wie in einem Restaurant für Große Bild: AP

"Hmm, das war lecker." Bianca schluckt den letzten Happen Spaghetti hinunter. "Jetzt bin ich aber satt." Die 11-Jährige ißt heute im Kireli, dem Kinderrestaurant Lichterfelde, zu Mittag. Sie kommt oft hierher, nach der Schule, und auch jetzt in der Ferienzeit. "Das Essen schmeckt einfach so gut", sagt sie. "Und es kostet nur einen Euro." Erwartungsvoll schaut die Grundschülerin in Richtung Küche. Auch wenn ihr Bauch schon voll ist - für Nachtisch ist noch Platz. Eine Kellnerin mit Schürze serviert das Dessert, einen Amerikaner mit Zuckerperlen. "Gestern gab es Eis", schwärmt Bianca, "und Gemüse-Eierkuchen als Hauptspeise. Ich hätte nicht gedacht, dass mir so etwas schmeckt."

Hartz IV macht Kinder arm

Jedes dritte Berliner Kind wächst in einem Hartz-IV-Haushalt auf. Dies geht aus einer Antwort des Senats auf eine parlamentarische Anfrage hervor. 2007 lebten demnach 175.574 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre in Hartz IV-Familien. Viele sind Kinder Alleinerziehender oder Langzeitarbeitsloser (siehe "Jedes dritte Kind ist arm"). Die prekäre finanzielle Situation wirkt sich auch auf die Ernährung der Kinder aus. Organisationen wie die Berliner Tafel versuchen mit Kinderrestaurants Abhilfe zu schaffen: Im "Kireli" in Lichterfelde zum Beispiel gibt es drei Gänge für einen Euro (Text oben).

Seit Mitte Juni verköstigt das Kireli im Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum Osdorfer Straße Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre. Das Restaurant ist ein Kooperationsprojekt des Stadtteilzentrums Steglitz und der Berliner Tafel, einer gemeinnützigen Organisation, die gespendete Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Auch das Restaurant finanziert sich ausschließlich aus Lebensmittel- und Geldspenden.

Das drei-Gänge-Menü wechselt täglich: Mal stehen Spaghetti mit Bolognese-Sauce, mal Auflauf, mal Pizza auf der Speisekarte - alles für einen Euro, inklusive Getränk. "Somit haben Kinder die Chance, mittags gesund und genug zu essen, unabhängig von der finanziellen Situation der Eltern", sagt Veronika Mampel, Koordinatorin des Jugendzentrums.

"Wir sind keine Suppenküche für Bedürftige", betont die Leiterin. "Bei uns können alle Kinder essen, egal ob sie aus Hartz IV-Familien oder aus wohlhabenden Familien kommen." Würde das Kireli ausschließlich Kindern aus einkommensschwachen Familien ein Mittagessen anbieten, hätten diese das Gefühl, in einer Armenküche essen zu müssen. Solch ein Gefühl des Ausgeschlossenseins will man im Kireli unbedingt verhindern: "Schließlich hat jedes Kind, unabhängig von der sozialen Herkunft, gleich viel Hunger", so Mampel. Natürlich nutzten auch Kinder das Mittagsangebot, deren Eltern von Hartz IV leben. Aber die Bedürftigkeit werde nicht kontrolliert.

Die Leiterin des Jugendzentrums berichtet dennoch, dass im Ortsteil Lichterfelde Süd, wo das Kireli beheimatet ist, "etwa ein Drittel" der Kinder aus Familien mit Hartz IV-Bezügen stammten. Ob finanzielle Not in solchen Familien automatisch eine schlechte Ernährung zur Folge habe? "Ich glaube, dass die Preissteigerungen dafür veranwortlich sind, dass einkommensschwache Familien ihre Kinder nicht gesund bekochen können", sagt Mampel dazu.

Das Kireli ist nicht das einzige Kinderrestaurant in der Stadt. Allein die Berliner Tafel unterhält zwei weitere auf die junge Kundschaft zugeschnittene Einrichtungen - das "fünf Jahreszeiten" in Kreuzberg und das "Talmarant" in Reinickendorf. Auch dort kosten alle Gerichte einen Euro. Darüber hinaus gibt es im Kinder- und Jugendwerk "Die Arche" in Hellersdorf Mittagessen - umsonst. Dieses Angebot richtet sich allerdings speziell an Kinder, die aus bedürftigen Familien kommen.

Dass die vielen Kinderrestaurants wohlmöglich eine Antwort auf die steigende Kinderarmut in Berlin sind, mag Mampel nicht kommentieren. "Mir ist schon bewusst, dass in der Stadt vergleichsweise viele Kinder in Armut leben", sagt sie. "Aber das war nicht der Grund, warum wir das Restaurant eröffnet haben."

Viele Kinder seien oft ohne Mittagessen aus der Schule ins Jugendzentrum gekommen, erzählt sie. Gerade in Familien, in denen beide Elternteile berufstätig seien oder bei Alleinerziehenden komme oft erst abends etwas Warmes auf den Tisch. Das Kireli solle vor allem die Eltern in Sachen Verköstigung entlasten.

Bisher arbeitet ein Koch im Kireli, das im Mehrzweckraum des Jugendzentrums untergebracht ist. Zusätzliche Mitarbeiterinnen bedienen die Kinder am Tisch - wie in einem richtigen Restaurant. Für die Einrichtung hat Mampel neue, dunkelrote Tische gekauft. An den Fenstern stehen schwarze Ledersofas - "für die Eltern", erläutert die Leiterin. Denn die dürfen leider nicht mitessen.

Mampel hat große Pläne für das Kinderrestaurant. "Nach den Sommerferien wollen wir Kochkurse für Kinder anbieten", sagt sie. "Außerdem soll die Küche ausgebaut werden - aber dazu fehlen uns noch die finanziellen Mittel."

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