„Satansmörder“ und Nazi-Musik-Verleger

Hendrik Möbus, überzeugter Neonazi und Wotansanbeter, ist aus den USA nach Deutschland überstellt worden

Er selbst hält sich für eine große Gefahr, jedenfalls für das „antideutsche“ System der Bundesrepublik Deutschland. Jetzt sitzt Hendrik Albert Viktor Möbus, 25 Jahre alt, nach rund eineinhalbjährigem Aufenthalt in den USA wieder in einem bundesdeutschen Gefängnis. Am Sonntag wurde der von der Boulevardpresse als „Satansmörder“ titulierte aktive Neonazi aus den USA abgeschoben und am Frankfurter Flughafen von vier Beamten des Landeskriminalamtes in Empfang genommen. Von einer Auslieferung, so ein Sprecher des thüringischen Justizministeriums gegenüber der taz, könne allerdings nicht die Rede sein. Zwar lag aus Deutschland ein internationaler Haftbefehl vor, aufgrund dessen Möbus im August vergangenen Jahres in den USA festgenommen worden war. Doch ein Auslieferungsersuchen stellte die deutsche Seite nicht, denn das hätte in den USA wenig Chancen auf Erfolg gehabt.

Tatsächlich beruhen die Vorwürfe gegen Möbus auf Taten, die in den USA nicht verboten sind: Mit Hitlergruß und Nazipropaganda hatte Möbus in Deutschland gegen die Auflagen verstoßen, unter denen er 1998 auf Bewährung freigekommen war. Wegen der brutalen Ermordung eines Jugendlichen war Möbus 1994 in Deutschland zu acht Jahren Jugendstrafe verurteilt worden.

Nur Wochen nach seiner Freilassung geriet er erneut wegen Nazipropaganda ins Visier der Justiz. Im Oktober 1999 ging die Polizei gegen das von ihm und seinem Bruder betriebene rechtsextreme Musik-Label „Darker Than Black“ vor. Möbus musste seine erneute Verhaftung befürchten und setzte sich auf Einladung der rassistischen „White Order of Thule“ in die USA ab, mit der sich Möbus aber bald überwarf. Seinen „Meister“ fand Möbus schließlich in William Pierce, dem Chef der US-Nazi-Organisation „National Alliance“, der ihn auf seinem Anwesen in West Virginia beherbergte. Pierce ist Autor der „Turner Diaries“, eines Romans, in dem weiße Rassisten ein letztes Gefecht gegen den Staat führen und dabei in ihrer Not ein Gebäude in die Luft sprengen – eine literarische Vorlage für den Anschlag des Timothy McVeigh auf das Oklahoma City Building. Pierce gedenkt des hingerichteten McVeigh auf seiner Homepage.

Somit in gute Gesellschaft geraten, fühlte sich Möbus sicher auf dem 80 Hektar großen Gelände des William Pierce und unterstützte diesen beim Vertrieb rechtsextremer Musik in alle Welt über sein „Resistance Records“-Label. Auch Möbus’ gute Kontakte zum in Polen ansässigen Rechtslabel „Pagan Front“ wusste Pierce zu schätzen.

Doch der ungestörte Aufenthalt in West Virginia fand ein jähes Ende, als Möbus am 26. August 2000 auf dem Weg in ein Restaurant festgenommen wurde. Da sein Fall alsbald an die US-Migrationsbehörde überstellt wurde, stellte er Antrag auf politisches Asyl. Der aber wurde im März dieses Jahres abgelehnt.

Ein Satanist wie früher sei er nicht mehr, sagt Möbus heute. Und überhaupt lägen die Gründe für den Mord von 1993 eher in einer gescheiterten Dreiecksbeziehung eines Freundes als in satanischen Ritualen. Möbus aber ist Ideologe: In US-Haft hat er in etlichen Interviews und Artikeln für Nazi-Websites seine rassistischen Positionen und seine Verehrung für Adolf Hitler dargestellt. In Deutschland erwartet ihn eine Reststrafe von rund drei Jahren Haft. BERND PICKERT