: Satanische Preise
■ Schwarzes Ungeheuer überfällt die Portemonnaies Bremer LeserInnen / Umfrage in Bremer Buchläden
SIE sind da. SIE sind - natürlich - schwarz. SIE wiegen 750 Gramm, messen 240 mal 45 mal 145 Millimeter und ticken nicht, wenn man SIE ans Ohr hält. Seit Dienstag Abend lauern SIE in allen Bremer Buchläden: Salman Rushdies Satanische Verse“ sind endlich ausgeliefert worden.
Noch nie hat ein Buch blablabla, zum ersten Mal wird ein Buch blablabla, und jetzt wird
blablabla. In allen Bremer Buchläden? Nein, immer noch leisten einige erfolgreich Widerstand gegen die Verbreitung eines Romans. Die Palette reicht vom öffentlichen Ausstellen im Schaufenster bis zum Buchboykott.
„Wir haben das Buch nicht. Wir verkaufen hier arabische Zeitungen und können es nicht riskieren, daß man uns eine Bombe reinsetzt.“ „Wir haben das Buch und verkaufen es auch. Wir orientieren uns an den Hinweisen aus dem Börsenblatt.“ „Wir behandeln das Buch wie jede interes
sante Neuerscheinung. Es steht bei uns im Schaufenster.“ „Wir haben die Anweisung, es nur an ausgesucht seriöse Kunden zu verkaufen. Es liegt hier unterm Ladentisch.“ Das Rezept der Verkäuferin zur Identifikation pyromanischer Fundamentalisten ist sicher: „Nach Gefühl halt.“
Wo ist Prinz Eugen, der edle Ritter? Er würde den murrendenMuselmännern vor dem frischrenovierten Karstadt schon zeigen, was wir lesen dürfen und was nicht. („Zur Rechten sieht man
wie zur Linken / einen halben Türken hinuntersinken“). Oder könnte nicht vielleicht der Roland sein stahlhartes Langschwert gegen die krummen Kurzsäbel richten?
Ein richtiger Verkaufsrenner scheint Rushdies Buch nicht zu werden. Da, wo die Einkäufer ihre Stückzahlen nicht zum Geheimnis abendländischer Mystik stilisieren, stellt man fest: Die meisten BremerInnen gucken nur rein und legen SIE dann wieder weg. SIE kosten nämlich 45 Mark. Verratnix
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