Sarkozy gibt sich ein Interview: Der Präsident mimt den Saubermann

In einem Fernsehinterview im Garten des Elysée weist Frankreichs Präsident jeden Verdacht von sich, in eine Spendenaffäre verwickelt zu sein. Und opfert seine Schatzmeister.

Mal pathetisch feierlich, mal gestikulierend hektisch - Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Bild: rtr

Die Bettencourt-Affäre mit ihren sukzessiven Enthüllungen über Steuerbetrug, Spenden und Verfilzung von Macht und Kapital hat dem französischen Staatschef nicht die Sprache verschlagen. Auf den dringenden Rat von Freunden der bürgerlichen Regierungsmehrheit stellte er sich am Montagabend einer Befragung. Nicht vor einem Richter, sondern durch einen Fernsehjournalisten des staatlichen Senders France-2. Er begab sich dazu nicht ins Studio, sondern unterhielt sich mit dem ihm gegenübersitzenden Fragesteller David Pujadas an einem Tisch im Garten des Élysée-Palasts.

Der sommerlich lockere Rahmen stand im Widerspruch zur gegenwärtigen politischen Spannung um die Bettencourt-Spendenaffäre. Der arme Poujadas musste schnell verstehen, dass sich seine Rolle darauf beschränkte, dem Plädoyer in eigener Sache den Anschein eines Dialogs zu geben. Kein einziges Mal fragte er wirklich nach. Das Onlinemagazin Mediapart, das in der Bettencourt-Affäre den Staatschef durch Enthüllungen in die Bredouille gebracht hatte, fand, der Fernsehmann sei nicht mehr als eine "Klimaanlage" gewesen.

Gleich zu Beginn stellte der Präsident mit der ganzen Autorität seines Amtes klar, dass er überhaupt nicht daran denke, seinen Arbeitsminister Eric Woerth fallen zu lassen. Woerth ist in der Bettencourt-Affäre wegen des Verdachts auf illegale Wahlspenden und Interessenkonflikte schwer unter Beschuss geraten. Deswegen musste er gestern dem "Ratschlag" des Präsidenten folgen und als Schatzmeister der Regierungspartei abtreten. Damit hat dieser Skandal doch ein erstes Opfer gefordert.

Die vorsichtige Erkundigung, wie es um seine eigene Verwicklung in die Affäre um illegale Spenden durch Liliane Bettencourt stehe, wies Sarkozy durch aggressive Gegenfragen in die Schranken: "Wurde etwa mein Name genannt?" Und noch forscher: "Sehe ich aus wie einer, der zu den Bettencourts zum Diner geht und dann mit einem Umschlag das Haus verlässt?"

Fast großmütig erklärt der abwechselnd heftig gestikulierende und dann wieder fast feierlich ernst werdende Sarkozy, er habe nichts anderes erwartet als solche Attacken, weil seine Reformpolitik gewisse Kreise störe. Er macht hinter diesen "üblen Verleumdungen" seine politischen Gegner aus, die mit seinem Minister Woerth die Rentenreform oder ihn selber zu Fall bringen wollten. Das aber werde nicht gelingen. In der Rolle des "Opfers" sei Sarkozy nicht sehr glaubwürdig und solche Komplotttheorien seien die klassische Ausrede von Staatsmännern, die mit dem Rücken zur Wand stehen, kommentiert die Zeitung Libération.

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