piwik no script img

Sarah Wiener Die ZutatEinfach anSpinat denken

Wenn es um Unkraut geht, kommt vielen die Brennnessel als Erstes in den Sinn. Schließlich ist sie eine der weltweit erfolgreichsten Pflanzen, sie hat sich auf ungemähten Flächen, an Waldrändern und Rainen, auf sandigen und fetten Böden sowie in zahllosen Hausgärten durchgesetzt. Ihre unterirdischen Ausläufer machen es schwer, sie in Schach zu halten, und in anderen Weltregionen können Brennnesseln zu gefährlichen und riesigen Superunkräutern heranwachsen.

Wir hier haben sozusagen die gemilderte Babyvariante. Wie viele Nesselarten ist sie essbar: Junge Brennnesseln haben einen nussigen, kräuterigen Geschmack. Sie sind frischer und feiner als die älteren Blätter, die schon voller Gerbsäure sind. Dazu sind Brennnesseln auch berühmte Heilpflanzen. Dank ihrem hohen Eisengehalt helfen sie bei Schlappheit, die enthaltenen Flavonoide wirken harntreibend und können einer aufkommenden Blasenentzündung entgegenwirken, zudem sind sie antibakteriell und reich an Kalium und Magnesium.

Wer Angst vor „Verbrennungen“ bei der Ernte hat, dem empfehle ich dicke Gartenhandschuhe und eine Schere. Zwar sind die Nesseln bei den jungen Blättern noch nicht so ausgeprägt, aber der Kontakt mit ­danebenstehenden älteren Pflanzen lässt sich oft nicht ­verhindern. Ich pflücke die Nesseln aber oft mit bloßen Händen. Dazu streiche ich den Stängel von unten nach oben und werde so weniger „verbrannt“. Das Brennen selbst trainiert allerdings das Immunsystem, sodass ich den momentanen Schmerz mit etwas Positivem verbinde.

Die Einsatzmöglichkeiten sind zahlreich: Suppen, Risottos, Knödel, Nockerl, Pesto … einfach frischen Spinat im Hinterkopf haben. Wer das Wildkraut roh im Salat oder als Saft genießen möchte, muss vorher unbedingt die Brennhaare brechen. Das geht am besten, indem man die Blätter zwischen zwei Lagen Küchenpapier legt und mit einem Nudelholz ein paarmal drüberwalkt. Wenn man sie mit siedendem Wasser übergießt oder kurz mitkocht, kann man sich diesen Schritt sparen.

Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblings­zutaten vor. Heute: die ­Brenn­nessel.

Ich mache Brennnesseln gerne in meinen Kartoffelstampf, vermischt mit etwas Knoblauch und Muskatnuss. Hervorragend schmecken sie aber auch als Salat im Sommer. Dazu Schalotten kurz andünsten und die Nesseln für ein paar Minuten mitgaren. Abkühlen lassen, ein paar Minzblätter und Korinthen grob hacken und mit etwas Weißweinessig und Salz abschmecken. Neben den Blättern kann man auch wunderbar die Samen in der Küche verwenden. Als Topping für den Salat oder aufs Brot sind sie eine ausgezeichnete Eiweißquelle. Und lecker!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen