piwik no script img

Sarah Wiener Die Zutat

Es ist so weit: Während die anderen Pflanzen noch Blüten tragen, färben sich meine Tomaten schon gelb und rot. Täglich laufe ich zu ihnen und bin glücklich über jeden Sonnenstrahl, der die Früchte aufheizt.

Welche Freunde, wenn man schließlich seine eigenen Tomaten erntet. Und sie dann viertelt, leicht salzt, einen Spritzer Zitronensaft darüber träufelt und mit einem erstklassigen Raps- oder Olivenöl übergießt. Wer’s mag, fügt noch Liebstöckel, Schnittlauch oder Koriander hinzu.

Manche Sorten, die mit besonders wenig Wasser und trockenem Fleisch, halbiere ich, salze die Schnittflächen leicht und stelle sie auf einer Bambus- oder Sisalunterlage drei Tage in die pralle Sonne. Danach habe ich die besten getrockneten Tomaten.

Ich bewahre sie in einem Emaillegefäß mit Deckel auf oder in einem Apothekerglas im Schrank. Die Hälfte der Tomaten wird mit Öl bedeckt, dazu kommen ein paar Thymianzweige, ein Rosmarinzweig und manchmal auch eine getrocknete Chilischote, die andere Hälfte lagere ich ohne Öl. Im Winter kommen meine Tomaten aufs Brot oder in die Pasta und manchmal fein gehackt als Topping auf die Kichererbsensuppe.

Mehlige Tomaten eignen sich vorzüglich für ein Sugo: Zwiebeln und Knoblauch sind die Basis. Und dann einfach einkochen, einkochen, einkochen. Am besten langsam und über Stunden. Das lohnt nur bei einem großen Topf. Der Rest wird abgefüllt und eingeweckt. Übrigens, das Lycopin in der Tomate liebt langes Kochen, da beim Erhitzen die pflanzlichen Zellstrukturen aufgebrochen und das Lycopin herausgelöst wird. Und unser Körper liebt es auch. Denn Lycopin gehört zu den Carotinoiden und hat eine antioxidative Wirkung. Es schützt vor freien Radikalen.

Meine Tomaten sind faltig und rund, braun und violett. Sie schmecken süß und duften nach Heu

Das Schönste aber ist die Vielfalt meiner Tomaten. Sie sind klein, faltig, groß, rund, violett, braun und gelb. Sie schmecken süß und duften nach Heu. Ich verputze sie aus der Hand. Oder mache mit übrig gebliebenen Brot einen Brotsalat. Dazu weiche ich altbackene Brotwürfel in Wasser ein und vermische sie mit gewürfelten Tomaten und fein gehackten Zwiebeln. Aus Salz, Pfeffer, Essig und reichlich gutem Olivenöl bereite ich eine Salatsauce und mische sie mit dem Salat. Zum Schluss noch reichlich frisches Basilikum drüber geben und genießen.

Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblingszutaten vor

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen