Sanssouci: Vorschlag
■ Semiotik-Kongreß: Perspektiven des Laokoon
Ganz kommt sie eben doch nie raus aus den Klammergriffen des Jargons, die gute alte Literaturwissenschaft: „Im Kontext vielseitiger ästhetischer und altertumswissenschaftlicher Debatten im semiotischen 18. Jahrhundert hat Lessings ,Laokoon‘ einen entscheidenden Anstoß zu einer vergleichenden Zeichentheorie der Künste gegeben...“, schreiben die Veranstalter — was für uns hier und heute in etwa sagen will: Literatur und deren Wissenschaft kommen schon lange nicht mehr drumrum, ihr Verhältnis zu anderen Formen der Wirklichkeitsaneignung (in Bild, Film, Musik) klarzulegen. Erst recht gilt das natürlich fürs ins Haus stehende Zeitalter der „interaktiven Medien“, die am Computerbildschirm ohnehin zusammenwachsen lassen werden, was möglicherweise (so jedenfalls wird es von alters her geträumt) zusammengehört.
Ob die arme, kleine, vielgeschmähte und altgewordene Literaturwissenschaft im vorliegenden Fall unnötigen Verklumpungserscheinungen durch beherzte Analyse wird begegnen können, muß natürlich erst die Erfahrung lehren. Vor allem das Programm des zweiten Tages, das (Musikjournalisten, aufgehorcht!) Vorträge zur Frage der Versprachlichung von Musik, zum Verhältnis von Sprach- und Bildtext (Stichwort „Intertextualität“) sowie zu Techniken des „interaktiven Erzählens“ anbietet, gibt einen gewissen Anlaß zur Hoffnung, daß die Zunft bei diesem Kongreß nicht gänzlich unter sich zu bleiben wünscht. tg
Heute (10 bis 12.30 und und 14.30 bis 17 Uhr) und morgen (10 bis 13 Uhr) im Winckelmann-Institut der Humboldt-Uni, Raum 2082, Unter den Linden 6, Berlin Mitte. Weitere Informationen unter 4797201-242.
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