Sanssouci: Vorschlag
■ Teenage Spirit revisited: Sultans Of Ping f.c. im Knaack-Club
Eigentlich war die Konkurrenz für die britischen Sultans Of Ping f.c. heute abend allzu gewaltig: kein Ankommen gegen Nirvana. Wie nach den letzten Krankenhausbulletins jedoch zu erwarten, sagten Kurt und Co. ihre Deutschlandauftritte kurzerhand ab. Also ab in den Knaack-Club, wo die Sultans o.P. ein ganz sinnvolles Ersatzprogramm abgeben. Denn die sind eine Band, die genau das Publikum anspricht: Bei den Sultans riecht und schmeckt jeder Ton nach Teen Spirit. Auf den sind sie scharf, an den appellieren sie so penetrant, so aufdringlich und so peinlich, daß es schon wieder lustig ist.
Auch Bands wie die Manic Street Preachers wirken gegen diese Lausbuben (möglicherweise aber auch schon etwas ältere Herren) aus Cork wie eine Herde schwerfälliger Ochsen, ihr Versprechen von der teenage revolution wie ein fades Parteiprogramm gegen den wohl nur auf der Insel salonfähigen, großmäuligen Schlachtruf: „Let the teenage war begin.“ Da beschwören sie den „stomach for a teenage drug“, raten den „teenage punks to overcome themselves“, freuen sich über das „teenage rock 'n' roll girl“ und geben sich als böse, proletarische, hardrockende Verführer der schulpflichtigen Kids. Aber auch als korrekte Fußballfans, das f.c. im Namen ist eingetragen und hiermit erklärt.
Immerhin kommen bei soviel appellativem Geist ganz anständige, hymnenähnliche Liedchen heraus: schneller, frecher, dümmer – der Hooligan läßt grüßen. Andere Songs sind hingegen richtig kleine, schnuckelige Kinderlieder, die sich – tatsächlich? – an die aufgeklärten Zwölfjährigen wenden und die nächste Verarschung zum Thema Brit-Pop sind. Weswegen vielleicht die ortsansässige Musikpresse diesen Maulhelden nicht wohlgesonnen ist. Traurig, aber wahr: Eifersüchteleien rulen UK, und wer hat nun bloß die Teens auf seiner Seite? Eine Frage, oft nur schwer zu beantworten. Sicher ist, daß sich alle interessierten Menschen über zwanzig und mehr ebenfalls diesen gefaketen Teen-Spirit antun können. Auch Fußball verbindet — und dandystisches Prolltum sowieso. Gerrit Bartels
Heute, 21 Uhr, Knaack-Club, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen