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■ Alltagskunst und anderes: Kitsch à gogo in der Galerie Marsyas

Kitsch à gogo – Kitsch zum Tanzen – da drängt sich der Gedanke an Sechziger-Jahre-„Partyhits für Abgeschlaffte“ auf, die damals von dem Europalabel erfolgreich vertrieben wurden. Die beiden Hobbygaleristen Holger Beier und Marcus Liesenfeld mögen so etwas, und zwar nicht nur auf musikalischer Ebene. Also werden die schon als Berliner DJ-Duo „Hammond Inferno“ bekannten Orgelbeatfreunde an diesem Wochenende die totale Mischung von alltäglicher und weniger alltäglicher Kunst auf schätzungsweise 60 Quadratmeter Ladenfläche pressen. Unter dem Motto „hurtig und trashig“ haben sie über 30 bildende Künstler eingeladen.

Natürlich machen einzelne Stücke gar keinen so kitschigen Eindruck – denkt man einmal an das knallrote Telefon von Joffi d'Incher, dessen Hörer als erigierter Schwanz gegossen ist –, doch die Masse macht's. Vor allem, wenn mittenmang in der Ausstellung eine Modenschau inszeniert werden soll, die die häßlichsten Fußballtrikots der sechziger und siebziger Jahre präsentiert. Und wenn der italienischstämmige HipHopper Gio di Sera, der sonst als eine Art Sozialarbeiter agiert und den Kreuzberger Straßenkids das Rappen beibringt, ausnahmsweise mal am DJ-Pult steht und hoffentlich einen astreinen Adriano-Celentano-Remix zustande bringt. Auch der allgegenwärtige Jim Avignon wird dasein, nicht nur mit einem Bildbeitrag, sondern erstmals als DJ, wovor er direkt Lampenfieber hat. Denn durchweg positive Melodien sollen den Rahmen bilden: Ein Diskjockey, der sich James Last nennt, legt ausschließlich Platten von James Last auf; der einzige Star der taz-Belegschaft, die Layouterin Françoise, spielt mit ihrer Band „Stereo Total“ französische Beatmusik mit leicht antiquiertem Einschlag. Ansonsten gibt's noch lustige Kurzfilme und Videos sowie eine Lesung der wichtigsten Literatur aus dem Fußballbereich. Neben den über 60 Stars der Ausstellung, die wohl nie wieder in dieser Konstellation aufeinandertreffen werden, haben sich einige Special Guests angekündigt. Ob der Stefan Effenberg wohl dabei ist? Zeit hätte er ja jetzt. Kirsten Niemann

Heute, 18 Uhr Opening, 2./3.7., 12–23 Uhr, Galerie Marsyas, Willibald-Alexis-Straße 20, Kreuzberg, Eintritt frei.

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