Sanssouci: Vorschlag
■ „Godfather of Rap“: Gil Scott-Heron mit „Spirits“ im Metropol
In den letzten Jahren gammelte er auf kleinen Clubbühnen durch die Welt, und wer ihm dabei zusah, hätte wohl kaum noch mit einer neuen Platte gerechnet. Das alte Repertoire, Frustration, Selbstmitleid, Drogenflucht und eine brüchige Stimme – das sind die selbstbezogenen Themen des heute 45jährigen Gil Scott-Heron, der es nach 12 Jahren Studioabstinenz noch einmal schaffte, sein neues Album „Spirits“ aufzunehmen, das mir zumindest gefällt. Ob er den Rap erfunden hat oder ob die wortmilitanteren Watts Prophets ihm einst vorausgingen (die übrigens 25 Jahre nach ihrer legendären Neighborhood-Rap-Scheibe gerade auch an einem Comeback basteln), daran kann der als „Godfather of Rap“ gelabelte Scott-Heron sich allerdings nicht mehr so recht erinnern. Sein Anti-Apartheid-Song „Johannesburg“ schaffte es in den Siebzigern sogar mal in die Top 40, damals hatte so etwas noch Seltenheitswert. Was Scott-Heron davon mitgenommen hat, ist die Einsicht, daß man den Ghetto-Kids mit cleveren Song-Texten kommen muß, weil sie nämlich genau zuhören. Deshalb seine „Message To The Messengers“, in der er noch mal erklärt, warum die Revolution nicht im Fernsehen übertragen werden wird und daß es wichtig ist, die Nerven zu behalten und mit der eigenen Sprache verantwortlich umzugehen. Deshalb auch die selbstkritische Rückschau in „Don't Give Up“: bittersüße Soulballaden, ein bißchen Jazz und „Work for Peace“ und die bemühte, fast krampfhafte Suche nach etwas Positivem.
Der Buchautor, Poet, Komponist und Pianist Scott-Heron, der mittlerweile auch seinen Creative-writing-Doktor gemacht hat, singt sich auf „Spirits“ noch einmal als politisch-kämpferischer Messenger zurück, dem anzumerken ist, daß er mit seinem Dauerthema, Rassismus und schwarze Unterdrückung, irgendwie gealtert ist und daß eine der wenigen Forderungen, an denen er angesichts der andauernden Macht des ihm verhaßten militärisch-industriellen Komplexes festhält, die nach Steuerkontrolle ist: „Meine Politik geht davon aus, daß wir Steuern zahlen und damit Leute bezahlt werden, die wir kontrollieren müssen. In der Steuererklärung sollten wir vermerken können, wofür unser Geld verwendet werden soll. Unsere Brothers und Sisters brauchen Essen und Wohnraum. Dafür möchte ich Steuern zahlen und nicht für militärische Interventionen in fremden Ländern. Was diese Politik angeht, habe ich in den letzten 20 Jahren keine positiven Veränderungen registrieren können.“ Christian Broecking
Morgen, 20 Uhr, Metropol, Nollendorfplatz 5, Schöneberg
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