Sanssouci: Vorschlag
■ Mack Goldsbury and The Electric Connection im Quasimodo
Der Mann kann blasen. „Freiheit ist wichtig für den Jazz“, verkündet der Saxophon-Koloß Mack Goldsbury zum Gruß. Dann folgen lange, stille Momente. Nein, der Typ ist kein Jazz-Schwätzer. Im Sommer 1991 zog er hierher, in die special Berlin atmosphere. Nach 18 Jahren New York meint er zu wissen, was das sein soll. Hier gebe es Arbeit für Musiker und weniger Kriminalität. Und Orte wie das Tacheles und der Franz-Club haben für ihn etwas vom Flair der New Yorker East Side, erinnern ihn an die Ornette-Coleman-Bewegung von einst.
Der Sohn eines Country-Musikers aus New Mexico studierte in den Sechzigern an der North Texas State University, dessen One O'Clock Lab Band damals zu den angesagtesten College- Bands überhaupt zählte. Von dort aus tourte er mit den Bands von Stevie Wonder, Nina Simone, Red Garland und Jack McDuff. Mit der Popsängerin Cher war er einst auf Afrikatournee. Aber das sei doch nur dieser ausgelutschte bio-stuff, winkt Mack ab, Namen, mit denen Legenden gewoben werden. Reden wir tough – sein Debüt als Leader hatte Goldsbury 1978. Und doch wieder Namen. In seinem Quartett zupften John Scofield und Ed Schuller zum Drive von Billy Hart mehrere Jahre lang („Anthropo-Logic“, Muse). Als New Yorker Sideman machte er Aufnahmen mit Paul Motian, Bob Lenox, Pete Bender, Harb Robertson („Certified“, JMT) und Hendrik Meurkens („Clear of Cluds“, Concord). Er mag sich nicht recht auf den Jazzer festlegen lassen. Wenn er von musikalischer Offenheit spricht, meint er jene Welten, die zwischen Fee und Pop liegen. Ein improviser also. An der HdK trainiert er den Berliner Jazznachwuchs. Felix Wahnshuffle ist sein bekanntester Saxophonschüler. Der wählte Goldsburys Komposition „Surging“ als Eröffnungstitel für seine Debüt-CD „Blues Against Racism“ (Bellaphon). Heute stellt Goldsbury seine Band Electric Connection vor, deren CD „Surging“ (Gero Music) dieser Tage erscheint. Goldsbury bläst die Berliner Jazzszene aus dem Winterschlaf. Bis später also. Christian Broecking
Heute, 22 Uhr, Quasimodo, Kantstraße 12a, Charlottenburg
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