Sanssouci: Vorschlag
■ Mangers „Spiel von der Schöpfung“ im Hackeschen Hoftheater
Abraham ist betrübt. „Lot, du säufst wie ein Loch jede Nacht. Auch gestern warst du wieder im ,Goldenen Hirschen‘.“ Er macht sich um seinen Ruf Sorgen. „Später wird in meiner Akte stehen: Der Abraham ist mit einem Säufer verwandt.“ Auch sein Weib Sarah bereitet ihm Kopfschmerzen. „Abraham“, fragt sie, „wann kriegen wir Kinder?“ – „Geduld, mein Weib“, philosophiert Abraham, „selbst ein Besen schießt, wenn der Höchste es will.“ Mark Aizikovitch und Jalda Rebling klagen und lachen, singen und tanzen auf der kleinen Bühne im Hackeschen Hoftheater. Keine Verkleidung ist notwendig, um die verschiedenen CharaktereFoto: Thomas Aurin
darzustellen. Mit geradezu
kindlicher Spielfreude schlüpfen Aizikovitch und Rebling von einer Rolle in die andere. „Jiddisches Liedtheater“ nennt sich die Kombination von mimisch-gestischem Theater und „Chumesch- Liedern“ von Itzik Manger. Ganz wundervoll ergänzen sich die Stimmen: hell die eine, sonor-beruhigend die andere. Vor genau 60 Jahren schrieb der aus Rumänien stammende jiddische Dichter Itzik Manger diese Lieder, die mit weiteren Texten und zwei seiner Purimspiele für diese Inszenierung von Andrej Jendrusch zu einer äußerst „menschlichen“ Schöpfungsgeschichte collagiert und in die moderne Zeit übertragen wurden. In fünf Akten treten die biblischen Gestalten auf, mit all ihren Fehlern, die im Buch der Bücher erzählt werden. Adam und Eva streiten sich: „Wo warst du, Eva?“ – „In der Pflaumenallee.“ „Du lügst, Eva. Du warst in der Apfelallee! Du riechst nach Äpfeln!“ Nach der Vertreibung aus dem Paradies findet Adam in Evas Schlangenlederhandtasche einen Liebesbrief von Max. „Wer ist Max?“ fragt er naiv, und Eva bleibt ihm die Antwort schuldig.
Burkhart Seidemann, der künstlerische Leiter des Hackeschen Hoftheaters und der hauseigenen Truppe DAT (Das andere Theater), hat mit diesem Liedtheater ein neues Genre eingeführt. Nach dem wechselnden Repertoire des gestischen Theaters aus eigener Produktion und Gastspielen sowie der Reihe „Jiddische Musik am historischen Ort“ ist das „Spiel von der Schöpfung“ nun die Verbindung dieser beiden Elemente. Ein aus Rußland stammender Zahnarzt neben mir war gerührt und begeistert. Ich auch. Elke Eckert
Heute um 21 Uhr, danach Konzert von Karsten Troyke. Morgen um 21 Uhr gestaltet Mark Aizikovitch die Russisch-jiddische Nacht. Weitere Termine erfragen, Hackesches Hoftheater, Rosenthaler Straße 40/41, Mitte, Telefon: 283 25 87.
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