: Sanierung statt Abriss
Stadtentwicklungsbehörde bereitet mögliche Privatisierung der Steg vor. Geschäftsführer Rösner will die Firma kaufen ■ Von Gernot Knödler
Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) möchte, dass der Senat noch vor der im September anstehenden Bürgerschaftswahl entscheidet, ob und wie die Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Steg privatisiert wird. Wie seine Sprecherin Ina Klotzhuber mitteilte, arbeitet die Behörde zurzeit an einem Entwurf für den Verkauf. Steg-Geschäftsführer Hans-Joachim Rösner hat der Stadt angeboten, das Unternehmen selbst zu kaufen (taz hamburg berichtete kurz).
Die Gesellschaft ist vor elf Jahren gegründet worden, um den Niedergang in der westlichen Inneren Stadt zu stoppen. Diese Aufgabe hat sie zu einem großen Teil erfüllt: Von den rund 1200 Wohnungen und 200 Gewerberäumen, die sie treuhänderisch betreut, hatte sie zum Jubiläum im vergangenen Sommer bereits etwa 840 saniert. Initiativen zur Gewerbeförderung und zur Erhöhung der Lebensqualität, etwa durch die Schaffung von Spielplätzen im Schanzenviertel und die Einrichtung des Sozial- und Gesundheitszentrums auf St. Pauli, haben begonnen zu greifen. „Es ist absehbar, dass die Aufgaben der Steg in fünf bis zehn Jahren deutlich abnehmen werden“, sagt Rösner, für den sich die Frage stellt: Was dann?
Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der Landesrechnungshof gefragt, ob es eine Steg als städtisches Unternehmen geben müsse. Da-rüber hinaus trifft die Steg die von seiten der Kammern und der Opposition oft geäußerte Kritik daran, dass städtische Gesellschaften Aufgaben wahrnehmen, die auch private erfüllen könnten. Rösner befürchtet daher, dass ein großer Teil seiner 57 festangestellten MitarbeiterInnen am Ende entlassen werden müsste. Das Know how, das sich die Gesellschaft über die Jahre angeeignet hat, ginge verloren. „Ich habe keine Lust, den Abwickler zu machen“, sagt der Geschäftsführer.
Stattdessen will er frei von den Fesseln eines städtischen Unternehmens Aufträge in anderen Vierteln und Städten Norddeutschlands akquirieren. Das Treuhandvermögen aus Wohnungen und Geschäften, mit dem die Steg im Auftrag der Stadt ihr Sanierungsgeschäft betreibt, sollte sie nach Rösners Vorstellungen behalten dürfen, bis die ursprüngliche Aufgabe vollends gelöst ist. Bei freien Sanierungsträgern dürfte dieses Ansinnen auf Kritik stoßen, weil es ihr einen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen würde.
Bereits heute arbeitet die Steg mit Gewinn: einige Hunderttausend Mark bei einem Umsatz von acht Millionen. Dabei besteht das Kapital der Firma bis auf ein paar Computer und Schränke in den MitarbeiterInnen. Wie Betriebsrat Rüdiger Dohrendorf bestätigte, unterstützen diese Rösners Pläne mit großer Mehrheit.
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