■ Kommentar: Sandkastenspiele
Echt goile Äktschn, die uns da in der Nacht zum 2. Mai im Schanzenviertel geboten wurde; echt politisch, ey. Klasse Kampf statt Klassenkampf – so scheint das Motto der neuen Wilden. Mit Politik hat die moderne Variante des „Heraus zum 1. Mai“ wahrlich nur wenig zu tun.
Die Besetzung leerstehender Häuser ist eine legitime und politisch sinnvolle Angelegenheit. Barrikaden auf den Zufahrtsstraßen – na ja, wenn's denn der Sache dient. Der tiefere Sinn dessen, alle umstehenden Baustellen samt -materialen kurz und klein zu schlagen, blüht dann schon ziemlich im Verborgenen.
Oder er blüht gar nicht. Denn überhaupt nicht politisch, sondern einfach nur blöd ist es – wenn das Spiel wegen der Stillhalte-Taktik der Polizei zu langweilig wird – mal eben ein paar Geschäfte zu Klump zu hauen, weil „man die Entscheidung“ will. Ist ja nur „unser Viertel“, das dabei zu Bruch geht.
Rein klassenkampfideologisch hätte man sich für solche Zerstörungswut früher vielleicht den Schnöselkram in Pöseldorf ausgesucht. Aber heute hängt mancher Horizont offenbar so niedrig, daß er nicht mal über die heimatlichen Straßenzüge hinausreicht. Unmodern ist es wohl auch geworden, Aktionen politisch zu begründen.
Irgendwie wollen mir einfach keine triftigen Argumente dafür einfallen, was die Hauerei bewirken sollte. Nützt es den Hausbesetzern, stürzt es den Kapitalismus, dient es der Vermittlung politischer Inhalte...? Aber vermutlich ist es einfach spießig, nach Gründen zu fragen.
Also dann, bis zum nächsten Mal – wieder im gewohnten Sandkasten.
Sannah Koch
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