„was passiert, wenn …?“: Samstagabend ist Elstnerabend
Präventivschlag gegen die Unterhaltungskrise: Gleich drei mehr oder minder neue Samstagabend-Formate startet die ARD in diesem Herbst. Show-Schlachtross Frank Elstner wurde vor zwei Wochen frisch renoviert ins Rennen geschickt – obwohl er lange beteuert hatte, keine TV-Unterhaltung mehr machen zu wollen. Zu allem Überfluss gab es auch noch erstaunlich gute Quoten: Fast sieben Millionen bezeugten im Fernsehsessel die Wiederbelebung von Elstner senior in „Verstehen Sie Spaß?“
„Hauptsache Elstner“, mag sich die ARD gedacht haben, und daher erwartet den geneigten Zuschauer heute Abend erstmals Sohn Thomas Elstner mit „Was passiert, wenn …?“ (Sa, 20.15 Uhr). Außer Format und Vornamen ändert sich aber nicht viel am Samstagabend in der ARD.
Das Konzept der Show entstand – ganz ARD-untypisch – im Wettbewerb „Die neuen Fernsehmacher“ des sonst als Schwachsinnssender beschimpften RTL2. Pate der Show: Frank Elstner. Produzent: Thomas Elstners Firma „Format.E“. Idee: Gut – zumindest gewann sie, passte allerdings nicht ins Programmkonzept von RTL2. Also hat der SWR das Konzept gekauft und produziert es nun für die ARD. Junior Elstner wurde der Einfachheit halber Moderator. Fertig ist der „neue“ Samstagabend.
In „Was passiert, wenn …?“ geht es um Fragen, die sich angeblich jeder irgendwann stellt. „Was passiert, wenn man bei 200 Kilometer pro Stunde den Rückwärtsgang reinhaut?“ Oder: „Was bewirkt ein Klumpen Blei in der Mikrowelle?“ Wer das tatsächlich wissen will, bekommt zehn solcher Experimente und deren Ausgang vorgeführt. Die Kandidaten müssen raten, wie sie wohl ausgehen werden.
Die ARD will’s nun offenbar wirklich wissen – doch die Unterhaltungsoffensive wirkt eher wie ein verzweifelter Versuch, ein vielleicht längst totes Genre wiederzubeleben. Neben den Elstners ist da auch noch Jörg Pilawa, der im Ersten nun für alles durchgenudelt wird: Nach Quiz-Show und „Herzblatt“ demnächst auch ein samstagabendliches „Rekordfieber“ (24. Oktober). Das klingt nicht nur so, sondern ist auch ein zaghaft veränderter Neuaufguss der gescheiterten „Guinness-Show“ mit Reinhold Beckmann. Produzent Thomas Elstner ist selbst skeptisch, dass alle Samstagsshows – Pilawas, seine eigene und der Oldtimer „Verstehen Sie Spaß?“ – durchhalten werden: „Der mit der schlechtesten Quote wird schnell verschwinden.“
Damit seine eigene Show nicht dabei ist, werden eine Menge netter Promis eingeladen. Der Moderator ist ja auch nett, und die Kandidaten sind es bestimmt auch: nett. Denn „Was passiert, wenn …?“ ist eine nette Show. Produziert wird sie im SWR-Medien-Zentrum im gediegenen Europapark in der Nähe von Freiburg. Sollte die Show die Quotenhürde nehmen, wird ab 2003 sechsmal pro Jahr live gesendet.
Aber ob man mit Prädikat „nett“ einen echten Samstagabend-Knüller landen kann? Zu „Wetten, dass …?“ will die ARD sicher keine Konkurrenz aufbauen, Gottschalks Dauerbrenner ist ohnehin unantastbar. Aber ein Blick in die ARD-Unterhaltungs-Vergangenheit zeigt: Der Samstagabend funktionierte für etliche Moderatoren und ihre Shows auch als Schleudersitz in die Vergessenheit. Drei Shows, die jeweils nur alle paar Monate ausgestrahlt werden – da könnte leicht ein ähnliches Schicksal winken. Eine Marke kann so nicht etabliert werden. Obendrein will Thomas Elstner auch noch eine junge Zielgruppe ansprechen. Aber sitzt die samstagabends überhaupt vor der Glotze? Will die überhaupt noch Shows?
Der 31-Jährige ist natürlich ganz zuversichtlich, dass das alles schon hinhaut. Und sollte es mit seiner Show nicht so recht klappen, verschwindet sein Gesicht bestimmt nicht so schnell vom Bildschirm. Denn der Moderator ist keineswegs nur ein Aufguss des Papas, er ist ein richtig neues und dazu sympathisches Gewächs der deutschen Showlandschaft. So jemand findet irgendwann seinen festen Platz.
Sollte Elstner junior mit „Was passiert, wenn …?“ scheitern, bleiben der ARD eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie erklärt Samstagabendshows endlich für tot und startet eine echte Offensive, oder der Sender muss wohl doch Harald Schmidt zurückholen. Und: Was passiert, wenn die Show tatsächlich funktioniert? Dann geht Papa Frank vielleicht endlich in Rente. JULIA BÜRNER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen