kellers randspur: Samstag
Rebellion
„Zwei hau’n auf den Putz“
Die Witzigwerdung des Italowestern wurde unangenehm verschärft durch deutsche Synchron- und Umtitelungsarbeiten, als deren Resultat ungemein poetische Überschriften wie „Hügel der blutigen Stiefel“ von den Plakatwänden verschwanden. In dem nunmehr Abrissarbeiten versprechenden und solcherweise geradezu verleumdeten Revolutionswestern schlagen sich Terence Hill und Bud Spencer durchaus wacker, wenn quirlige Zirkusartisten mit zielbewussten Revolverhelden und einem strengen Sheriff paktieren und man gemeinsam, also erstarkt, Volkes Unterdrückern entgegentritt.(11.55 Uhr, Kabel 1)
Widerstand
„The Replacement Killers“
Nachdem Jackie Chan in „Showdown mit 1000 PS“ (20.15 Uhr) seinen Charme und seine hauseigenen Stuntleute mit Rennautos spielen ließ, tritt im Kontrastprogramm Hongkongs führender Lakonist Chow Yun-Fat in Aktion. Auch in seinem ersten US-Film musste er gleich wieder einen Mordbeauftragten geben. Nicht persönliche Neigungen machen ihn zum Verbrecher, sondern widrige Umstände. Er riskiert denn auch Leben und Gesundheit seiner Angehörigen, als er sich weigert, ein siebenjähriges Kind zu töten. Lieber geht er mit Dokumentenfälscherin Mira Sorvino auf die Walz. Auf ihre Fersen heftet sich u. a. Til Schweiger, der hier seinem Namen alle Ehre macht.
(22.25 Uhr, Pro7)
Aufruhr
„Aktion Mutante“
Kaum verwunderlich, dass Pedro Almodóvar Gefallen fand an diesem subversiven Schabernack und als Produzent für dessen filmische Umsetzung eintrat: Im Jahr 2012 ist endgültig die Schönheitspflicht eingeführt. Behinderte und Deformierte agierende als Terroristen im Untergrund und entführen die holde Tochter eines Backwarenfabrikanten. Das Lösegeld soll auf einem entfernten Planeten übergeben werden.(0.15 Uhr, Sat.1)
Unabhängigkeit
„Frankensteins Spukschloss“
Nach heutiger Sprachregelung war Karen Black zeitweilig eine „Indie-Ikone“, da sie zu Beginn ihrer Karriere mit jungem Regiegemüse wie Francis Ford Coppola, Dennis Hopper und Bob Rafelson drehte. Aber auch Ikonen sind gegen Irrtümer nicht gefeit, und so verlief sich die Aktrice 1975 in einen deutschen Abschreibungsfilm, in dem sie von Tunichtgut Omar Sharif aus Gründen der Karriereförderung an den Geldsack Bernhard Wicki abgetreten wurde. Frankenstein machte sich gut im Titel, blieb ansonsten aber unbeteiligt. (3.30 Uhr, Kabel 1)
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