: Salzmann am Zuckerhut gefaßt
■ Der wegen dreifacher Anstiftung zum Mord gesuchte Rechtsanwalt und Baulöwe Schmidt-Salzmann wurde in Rio de Janeiro/Brasilien gefaßt / Nach drei Jahren Fahndung schlug ein Zielfahndungskommando des BKA zu / Die Opfer sollten frühere Partner der Baubranche sein
Der seit drei Jahren wegen Anstiftung zum Mord gesuchte berüchtigte Berliner Rechtsanwalt und Baulöwe Christoph Schmidt-Salzmann ist am Dienstag in Rio de Janeiro festgenommen worden. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) gestern nachmittag mitteilte, wurde der 43jährige Schmidt-Salzmann in Berliner Unterweltkreisen kurz „CSS“ genannt - von einem Zielfahndungskommando des BKA in der Millionenstadt in Zusammenarbeit mit den brasilianischen Polizeibehörden festgenommen. Nach Angaben von BKA-Sprecher Fundermann war das Spezialkommando, das den Fall erst vor einem guten Monat übernommen hatte, dem Gesuchten sehr schnell auf die Spur gekommen, weil er häufig Besuch von Freunden aus Berlin bekam. Die Festnahme sei nach einer „mit hohem Aufwand betriebenen Observation“ erfolgt. Schmidt-Salzmann sitzt seither in Rio in Haft. Wann er nach Berlin ausgeliefert werden soll, war gestern nicht mehr in in Erfahrung zu bringen.
„CSS“ gilt als Schlüsselfigur im Berliner Bauskandal um den früheren Charlottenburger Baustadtrat Antes: Die Durchsuchung seiner Kanzlei hatte die Staatsanwaltschaft 1985 auf die Spur von Antes und Co. gebracht. Danach landete er zusammen mit dem Ex-Baustadtrat und anderen auf der Anklagebank. „CCS“ wurde im September 1986 wegen Bestechung von Antes zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und tauchte kurz nach dem Richterspruch unter, weil gegen ihn zu dieser Zeit bereits viel schwerwiegendere Ermittlungen wegen Anstiftung zum Mord im Gange waren: Er soll die Killer gedungen haben, die in einer Tiefgarage mehrere Schüsse auf den Makler Günther Schmidt abfeuerten. Schmidt hatte jedoch Glück und kam mit dem Leben davon. Die Täter wurden festgenommen, als sie dem Makler ein zweites Mal auflauerten. Einer der Killer, der nach Auffassung der Staatsanwaltschaft von Schmidt-Salzmann für 50.000 Mark angeheuert worden war, ist inzwischen bereits rechtskräftig verurteilt. Er schwieg bis zum Schluß. Sein Mittäter legte jedoch ein Geständnis ab und belastete den großen Dunkelmann Schmidt-Salzmann und dessen Freund, den berüchtigen Gastronomen Manne Brumme schwer. Hintergrund des Anschlags sollen geschäftliche Auseinandersetzungen zwischen den früheren Baupartnern Schmidt und Schmidt-Salzmanns gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß sich Schmidt-Salzmann seines früheren Compagnons entledigen wollte, weil dieser von ihm seinerzeit in einem Zivilverfahren Forderungen in Millionenhöhe einzutreiben versuchte.
Doch Schmidt-Salzmann soll noch einen dritten Mordauftrag erteilt haben: Opfer war diesmal der wegen seiner illegalen Abrißmethoden bekannt gewordene Bauingenieur Wilhelm Mewes. Er flüchtete 1982 wegen erheblicher Nachzahlungsforderungen des Finanzamts in die Schweiz. Mewes war gleichfalls ein früherer Geschäftspartner von Schmidt und Schmidt-Salzmann. Der letztere fühlte sich von ihm hintergangen und um mehrere Millionen betrogen. Aufgrund der Aussage eines Mannes aus der Unterwelt geht die Staatsanwaltschaft davon aus, daß Mewes im Auftrag von Schmidt-Salzmann umgebracht werden sollte: Der Ganove führte die Kripo in einen Wald bei Zürich zu einer Waffe, die unter einer Autobahnbrücke versteckt war. Er gab an, daß er Mewes damit für ein hohes Entgelt erschießen sollte, es dann aber doch nicht getan habe.
plu
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