Salafisten wollen Korane verschenken: Radikalisierungsfördernde Wirkung
Die Union ist empört: Salafisten wollen 25 Millionen Korane verteilen. In vielen Städten soll es Infostände geben. Das will die Union verhindern und ruft nach der Polizei.
FREIBURG taz | Fundamentalistische Muslime wollen in Deutschland 25 Millionen Korane verteilen. Die Union ist empört und will das verhindern. Rechtliche Mittel gibt es dafür aber nicht.
Mit Infotischen in vielen deutschen Städten wollen salafistische Aktivisten 25 Millionen Exemplare des Korans verteilen, kündigte der Kölner Geschäftsmann Ibrahim Abou-Nagie an. Der gebürtige Palästinenser lebt seit rund dreißig Jahren in Deutschland, hat die deutsche Staatsbürgerschaft und gilt als Kopf eines Netzwerks um die Website „diewahreregelion.de“.
Verteilt wird eine deutsche Ausgabe des Korans in einer neutralen Übersetzung. An den Ständen stehen junge, meist bärtige Männer in weißen T-Shirts, die mit der Aufforderung „Lies!“ bedruckt sind. Soweit die Infostände genehmigt sind, kann ihnen das niemand verwehren. Die Verteilung einer vermeintlich heiligen Schrift ist von der Religionsfreiheit geschützt.
Günter Krings, Vize der Unions-Fraktion im Bundestag, forderte jedoch in der Rheinischen Post: „Wo immer dies möglich ist, muss diese aggressive Aktion gestoppt werden.“ Insbesondere vor Schulen sei die Verteilung nicht hinnehmbar. Wo diese nicht verhindert werden kann, müsse sie von der Polizei überwacht werden, damit die Gesetze eingehalten werden. Krings stört sich vor allem an den Urhebern der Aktion: „Die Salafisten stören den religiösen Frieden im Land.“
Die Salafisten sind eine radikale muslimische Strömung und betrachten alle anderen Muslime als Ungläubige. Sie wollen einen Gottesstaat schaffen, der sich an der islamischen Frühzeit orientiert. Die deutschen Salafisten gelten laut Verfassungsschutz zwar nicht als gewaltorientiert, allerdings habe ihre Propaganda „radikalisierungsfördernde“ Wirkung. Viele islamistische Terroristen aus Deutschland hatten zuvor Kontakt zu salafistischen Predigern.
Abou-Nagie ist am Amtsgericht Köln wegen Aufruf zu Straftaten und Beschimpfung von Religionsgemeinschaften angeklagt. Er soll in einer Internet-Koranstunde gesagt haben: „Wer statt dem Koran der Bibel oder der jüdischen Thora folgt, kommt für immer in die Hölle.“ Untreue Ehepartner gehörten gesteinigt. Den Märtyrertod im heiligen Krieg habe Abou-Nagie in Videos verherrlicht.
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