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Sahne und Mandolinen

■ Graue Panther kritisieren „Altentage“

Breitseite total: Hamburgs Graue Panther schießen aus vollem Rohr gegen die Hamburger Altentage (HALT). „Buntes Programm vorn und hinten: vollgestopft mit Sahne, Mandolinen, Torten und Faltblättern; vorn Politmächtige, hinten Politmächtige, hier ein Winken, dort ein Tänzchen – Wahlkampfzeit, die Stimmenfänger sind unterwegs“ – kein gutes Haar läßt die Altenselbsthilfegruppe in ihrem Flugblatt an der Veranstaltung, die, organisiert vom Landesseniorenbeirat, der Sozialbehörde und den Wohlfahrtsverbänden, am kommenden Montag im CCH eröffnet wird.

Alte Menschen werden auf bunte Nachmittage mit Kaffee und Kuchen reduziert heißt einer der Vorwürfe der Grauen Panther an die Organisatoren. „Wir waren einige Jahre mit unseren Infotischen dabei“, erzählt Inge Schröder, „aber das war furchtbar.“ Und kommerziell, da die Krankenkassen und die Pharmaindustrie das Forum für Werbezwecke nutzten und die Tage immer mehr zur Selbstdarstellung der Wohlfahrtsverbände gerieten. Außerdem kämen nur diejenigen, die eh zufrieden seien – die „armen Alten“, so Schröder, wagten sich nicht ins Congreß-Centrum.

Im Clinch liegen die Panther auch mit den Landesseniorenbeiräten: „Verordnet zum reinen Eigennutz, durch die Mächtigen von oben, verfilzt in Parteien und verschwägert in Verbänden – ein abgewetzter Hut“, schimpfen sie über die vom Senat eingesetzte Seniorenvertretung mit Mitsprache-, aber ohne Entscheidungsrechte.

In die Vorbereitung der jährlich stattfindenden Altentage werden die Grauen Panther nicht einbezogen – eine kontroverse Auseinandersetzung über aktuelle, politische Themen findet laut Günter Westphal nicht statt. In der Tat finden sich im Programm der Altentage kaum Diskussionsveranstaltungen; der Schwerpunkt liegt eindeutig auf „Bunten Programmen“.

Demgemäß wird HALT am kommenden Montag um 14 Uhr von Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel im CCH eröffnet; dann folgt Seniorenvergnügen mit Musik, Musik und Musik. Dienstag und Mittwoch sind Angebote in den Bezirken (Auskünfte Tel: 29 188 3939) geplant, am Donnerstag folgt im CCH eine Fachtagung über Qualitätssicherung in der Pflege, der fröhliche Reigen wird am Freitag mit einer CCH-Veranstaltung von Bürgermeister Henning Voscherau und Musik, Musik und Musik beendet.

„Ohne uns geht es nicht“, so der diesjährige Untertitel der Altentage. „Wo bleiben wir?“, würden die Panther hingegen fragen. Statt für bunte Nachmittage setzen sie ihre Energie weiter für neue Hausprojekte von Alt und Jung und gegen Heimunterbringung ein. sako

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