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Saarlands GrüneHart bei Hartz IV

Grünen-Chef Ulrich bleibt dabei: Saarlands Jamaika-Koalition wird sich im Bundesrat bei der Abstimmung über die Hartz IV-Reform enthalten und lässt diese vorerst scheitern.

Doch kein Deal gemacht: Saarlands Grüne bremsen die Hartz IV-Reform aus. Bild: dpa/montage

FRANKFURT/MAIN taz | Bei der Abstimmung über den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform von Hartz IV am Freitag im Bundesrat wird sich das von CDU, FDP und Grünen regierte Saarland der Stimme enthalten. Das erklärte Hubert Ulrich, Fraktions- und Landeschef der saarländischen Grünen, auf Nachfrage der taz.

"Wir Grüne an der Saar sind genauso wie die Bundespartei gegen diese Scheinreform der Bundesregierung, unsere Koalitionspartner im Saarland sind aber anderer Meinung", sagte Ulrich. "Deshalb wird sich die Landesregierung im Bundesrat enthalten." Das Kabinett von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) werde an diesem Dienstag einen entsprechenden Beschluss fassen, ist sich Ulrich sicher.

Ohne die Zustimmung des Saarlandes aber scheitert die Bundesregierung mit ihrer umstrittenen Reformgesetzgebung zu Hartz IV im Bundesrat. Denn den von CDU und FDP regierten Ländern fehlt dort eine Stimme zur absoluten Mehrheit. Mit einem "Ja" von der Saar wäre für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP) alles klar. Mit der Enthaltung des Saarlandes aber wird die Anrufung des Vermittlungsausschusses zwingend - Ausgang offen.

Der Gesetzentwurf zu Hartz IV sieht unter anderem vor, die Regelsätze für Erwachsene um fünf auf 364 Euro im Monat zu erhöhen. Stimmt der Bundesrat nicht zu, werden die Hartz-IV-Bezieher auf eine Erhöhung noch warten müssen.

Von SPD und der Linken nicht nur an der Saar war Hubert Ulrich zuvor vorgeworfen worden, "käuflich" zu sein. "Kaufen und sich kaufen lassen war schon immer Ulrichs Weg", ätzte etwa der saarländische Linksparteichef Rolf Linsler. Hintergrund ist eine Randbemerkung Ulrichs nach dem Ende der schwarz-grünen Koalition in Hamburg.

In Sachen Bundesratsabstimmung zur Hartz-IV-Reform hatte der Grüne "Gesprächsbereitschaft" signalisiert, falls Berlin noch Angebote "im Interesse des Saarlandes" nachreichen sollte. Solche Angebote aber habe es "nicht gegeben", sagt Ulrich jetzt. Und deshalb habe man auch nicht darüber reden müssen.

Die Sprecherin und Justitiarin der Grünen Saar, Claudia Beck, betont zudem, dass die Grünen Saar die Bundesregierung "zu keinem Zeitpunkt" aufgefordert hätten, ein Angebot für einen Deal vorzulegen. Die Co-Landesvorsitzende und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Saar, Claudia Wilger-Lambert, nannte die "Attacken" von SPD und Linkspartei auf Ulrich "bösartig und geschmacklos". In der "Causa Linsler" prüfe man jetzt die Einleitung rechtlicher Schritte gegen den Linksparteivorsitzenden.

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4 Kommentare

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  • JK
    Juergen K

    Hier wird nicht nur über den Hartz4 Satz verhandelt,

     

    sondern auch um den Grundsteuerfreibetrag

     

    "Steuerfreies Existenzminimum",

     

    der für 40 Millionen Beschäftigte gilt.

     

    Das ist wohl die groesste Angst der Regierung,

     

    dass 40 Millionen ein höherer Steuerfreibetrag nach einer Erhöhung zu Teil werden muss.

     

    Man kann das gleiche auch bei den Sachleistungen etwa für kinder sehen.

     

    Würden diese im Regelsatz enthalten sein, müssten diese ebenfalls als freibeträge für alle Beschäftigten gelten.

     

    Das will die CDU FDP Regierung nicht geben -

    und zwar nicht den 40 000 000 Beschäftigten.

     

    Genau das wird unterschlagen.

  • N
    Nordwind

    Soso, jetzt kommt die Sache also in den Vermittlungsausschuss. Da kann man ja gespannt sein wie hoch der Preis für Grüne und ?PD ist zu dem die Hartz-IV-Empfänger verschachert werden.

     

    Und zu Ulrich: bösartiger und geschmackloser wie dieser Kaufmich-Grün-Gelbe kann man doch gar nicht sein.

  • EG
    Ehemaliger Grüner

    Tja, da gönnen die Grünen den Hartzis noch nichtmals eine 5€ Erhöhung. Traurig was mit dieser Partei passiert :(

  • S
    Steffen

    Bösartig und geschmacklos sind alleine die Grünen im Saarland, rechtliche Schritte gegen Ulrich und Co laufen da ja nicht umsonst.

     

    Und Agebote hätte es also nicht gegeben also kein Gesprächsbedarf ... das sagt doch alles ... hätte es Angebote gegeben dann hätte es auch Verhandlungen gegeben.

     

    Also sind die Vorwürfe doch rechtens.

     

    Immerhin kann man Linken und SPD danken das sie die Grünen derart unter Druck gesetzt haben das sie garnicht anders konnten als jetzt so Stellung zu beziehen.

     

    Danke den beiden Parteien dafür !