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SV Werder greift zur Selbsthilfe

■ Nächster Vorschlag für die Ostkurve: Werder übernimmt für 25 Jahren das Weserstadion und bezahlt die 25 Mio für die Tribüne aus der eigenen Tasche

Nächste Runde im Tauziehen um eine neue Ostkurve im Weserstadion: Weil sich „politisch nichts bewegt“ und die „treuesten Werder-Fans“ auf die seit 1988 versprochene Sanierung ihrer Stadionecke warten, will Werder das Projekt nun selbst in die Hand nehmen: Die Stadt soll dem Verein das Weserstadion für 25 Jahre zu einem symbolischen Preis und ohne die finanziellen Altlasten des bisherigen Ausbaus überlassen, dafür will Werder die Ostkurve auf eigene Rechnung bauen und 25 Millionen Mark investieren. Werder bemüht sich schon lange um die Sanierung der Ostkurve, doch verantwortlich für die momentane Diskussion ist laut Werder-Manager Willi Lemke „die Akustik“. „Nach den Spielen gegen den HSV, Rotterdam und Schalke habe ich in der Kabine von der Mannschaft lautstarken Protest zu hören bekommen. Denn von der Atmosphäre her haben wir regelmäßig Auswärtsspiele im Weserstadion: Die gegnerischen Fans in der überdachten Westkurve sind lauter als die zahlenmäßig weit überlegenen heimischen Fans in der Ostkurve.“

Der jetzt diskutierte Vorschlag (Lemke: „Das ist alles nichts Neues und auch noch kein konkreter Plan“) wird von der Stadt erstmal geprüft, heißt es aus dem Rathaus. Genauer betrachtet ist der Plan nur die abgespeckte Version eines Vorschlags aus dem Sommer: Bei der Diskussion um die unsichere Zukunft des Stadionbades hatte sich Werder erboten, das Bad zu sanieren, wenn es gleichzeitig das Stadion übernehmen und nebenan in der Pauliner Marsch Luxuswohnungen errichten dürfte. In dieser „Paketlösung“ sollte die Sanierung des Bades mit den Gewinnen aus dem Wohnungsbau finanziert werden. Davon ist nun nicht mehr die Rede, denn der Plan war damals am Einspruch von Grünen und Umweltsenator Fücks zerschellt. Nun will Werder sich nur auf das Stadion konzentrieren.

„Wir zerbrechen uns den Kopf, den sich eigentlich das Rathaus zerbrechen sollte“, meint Lemke. Denn schließlich verwalte die Stadt das Weser-Stadion und schließlich hätten 1988 der SPD-Sportsenator Bernd Meier die Sanierung der Ostkurve versprochen. In der Ostkurve steht der „harte Kern“ der Werder-AnhängerInnen, doch sein Revier ist bedroht: Aus Sicherheitsgründen haben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die europäische Fußballvereinigung (UEFA) Stehplätze in Stadien ab 1998 verboten. Ebenfalls um 1998 ist die Ostkurve laut Lemke ohnehin sanierungsbedürftig. Sein Plan: Bis auf „einige tausend“ Stehplätze in einem Block sollen auch in der Ostkurve Sitzplätze entstehen, ein Dach gegen den Regen und für die Akustik soll drübergebaut werden und in die Tribüne sollen die Spielerkabinen und die Geschäftsstelle des SV Werder umziehen. Die Stehplätze sollen mit einer in Kaiserslautern erprobten Konstruktion in Sitze umgewandelt werden können. Dieses Modell stößt zwar laut Thomas Hafke vom Bremer Fan-Projekt nicht auf große Gegenliebe der Fans, wird aber wohl unvermeidlich sein.

Die Idee, mit dem geplanten Umbau der Ostkurve könne Werder Geld verdienen, weist Lemke allerdings zurück. Dem SV Werder, der laut Lemke im vergangenen Jahr etwa 5 Millionen Gewinn gemacht hat, gehen durch die Umwandlung im Stadion Plätze verloren,, von jetzt 41.000 auf 35.000. „Das kann bei plusminus null rauskommen, wenn wir weiterhin erfolgreich spielen.“ Natürlich würde Werder für ein Stadion in eigener Regie „alles mögliche rausholen“ und zum Beispiel verstärkt Popkonzerte an die Weser holen. „Mehr als heute, aber nicht soviele, daß die Anwohner sich fürchten müßten“, meint Manager Lemke. „Wirklich viele Konzerte gibt der Markt in Bremen nicht her.“ bpo

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