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■ SURFBRETTDer Datenschützer wacht über uns

Geben wir es zu. Wenn der Netzugang zum erstenmal freigeschaltet ist, riskieren wir Männer ein Auge auf http://www .playboy.com. Dann geht's weiter zum Einkaufen nach http://www.internet- mall.com – vielleicht ein pikantes Geschenk für die Freundin? Ausreden fallen uns immer ein. Später schreiben wir dann natürlich auch in die Newsgroup de.soc .pflichtdienste, mit welchen Tricks wir uns damals haben ausmustern lassen.

Hätten wir vorher mal lieber auf http:// www.Datenschutz-berlin.de/ vorbeigeschaut. Hier residiert Hansjürgen Garstka, der Berliner Datenschutzbeauftragte und Warner vor dem ungeschützten Netzverkehr. Er weiß: Auf unseren Streifzügen durch das Netz hinterlassen wir eine schillernde Datenspur.

Hacker, Wirtschaftsspione und Geheimdienste können unsere elektronische Post lesen – selbst verschlüsselte Botschaften können als Datenverkehr registriert werden. Welche Daten wir unfreiwillig beim Surfen mit dem WWW-Browser preisgeben, führt uns http://www .anonymizer.com/ eindrucksvoll vor. Im Normalfall kann der eigene Rechnername registriert werden, oft auch die E- Mail-Adresse und der Benutzername. Fremde Rechner fragen die Konfiguration unseres PCs ab, veranlassen unseren Browser, E-Mail zu verschicken, oder legen Dateien wie Kuckuckseier auf unserer Festplatte ab. Mit jedem freiwillig ausgefüllten Formular, jeder Meinungsäußerung in öffentlichen Foren vervollständigen wir unser Nutzerprofil. Schon mal in eine Newsgroup gepostet? Eine kleine Anfrage bei http://www.dejanews.com/ listet alle Beiträge der letzten Monate auf.

Datenschutz im Internet – eine Utopie? Beim Berliner Datenschutzbeauftragten sind immerhin sämtliche Gesetzestexte zu diesem Thema online abrufbar, dazu die Schriftenreihe „Materialien zum Datenschutz“ und Jahresberichte. Besonders interessant: Die Zusammenfassung eines Symposiums „Multimedia und Datenschutz“.

In einer „nicht ganz ernsten Vorstellung unserer Behörde“ geben sich Garstka und Genossen auf der Homepage als Asterixe im Kampf gegen die bösen Daten-Römer aus. Aber trotz des Engagements der Berliner Datenschützer bleibt die Erkenntnis: Wirksamer Datenschutz im Netz ist ohne internationale Absprachen weder rechtlich noch technisch möglich. Weil wir uns also nur selbst schützen können, registriert auch auf www.datenschutz-berlin.de ein Logfile jeden unserer Schritte...brunni@pumuckl.cube.net

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